Campus

Klimaschutz – „Der erste Schritt ist eine Bilanz“

Romana Rohden
Kai Obermeier
Julian Pabst
Lesezeit 5 Minuten
Man sieht einen Parkplatz voll mit Autos, im Hintergrund die Wohngebäude der Universität der Bundeswehr.
Mobilität und Wärme machen einen Großteil der Emissionen der UniBw M aus.
Credit: Julian Pabst
Wie viel CO2 verursacht eine Universität? Und wie wird man umweltfreundlicher? Fragen, die sich an der Universität der Bundeswehr München (UniBw M) seit 2019 gestellt werden. Erste Rückschlüsse und Zahlen sind jetzt veröffentlicht.
Lesezeit 5 Minuten

Professor Dr. Manfred Sargl ist Studiendekan der Fakultät für Betriebswirtschaft und Verantwortlicher für die Klimabilanz der UniBw München. Die Emissionen der Universität werden seit 2019 von ihm und seinem Team bilanziert. Für ihn ganz klar: „Wenn man was für den Klimaschutz machen will, ist der erste Schritt eine Bilanz“. Laut Sargl können Maßnahmen nur auf Grundlage einer Klimabilanz beschlossen und deren Erfolg kontrolliert werden. Wie steht es also um die CO2-Emissionen der Universität in Neubiberg?

 

 

Ganz klar sieht man: Die größten Emissionen an der UniBw München entstehen durch pendelnde Studierende und Strom. Das liegt vor allem daran, dass es sich hierbei um eine der größten Campus-Universitäten Deutschlands handelt, die 140 Hektar umfasst. Das entspricht fast 200 Fußballfeldern. Campus-Universität bedeutet, auf dem Gelände befinden sich nicht nur Hörsäle, eine Mensa und eine Bibliothek, sondern auch Wohnbereiche, Sporthallen und Freizeitmöglichkeiten. Die Studierenden kommen aus ganz Deutschland, denn es gibt nur noch eine weitere Bundeswehruniversität, und zwar in Hamburg. Dementsprechend werden von den angehenden Offizieren zu ihren Heimatorten weite Strecken zurückgelegt. Auch der Strom auf dem Campus fließt in die Wohnbereiche der Studierenden. Somit entstehen in diesem Bereich 3,55 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf. 2019 lag dieser Wert noch bei 5,69 Tonnen. Woher kommt also diese Senkung um 37,6 Prozent?

 

 

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Man sieht ein Porträt von Prof. Dr. Sargl.
Prof. Dr. Manfred Sargl, Studiendekan Fakultät für Betriebswirtschaft an der UniBw München
Credit: Manfred Sargl

Zu 2019 sind die Emissionen in allen Bereichen gesunken. Grund hierfür ist unter anderem die Corona-Pandemie. „Pendeln, Dienstreisen und Student Outgoing sind zurückgegangen. Pendeln hat sich sehr stark in Richtung Bahn entwickelt. Ich nehme aber an, das lag nicht so sehr an Corona, sondern daran, dass die Studierenden kostenlos Bahn fahren konnten“, erklärt Professor Sargl im Interview. Bei der Wärme sieht man jedoch keinen wirklichen Rückgang. Die Gründe hierfür sind unklar, da die Zurechnung technisch nicht möglich ist. Generell sieht Professor Sargl hier ein großes Problem: „Es gibt keine Verantwortung, weil es keine Zurechnung gibt“. Es ist unklar, wer auf dem Campus wie viel Strom oder Wärme verbraucht, das verleite laut Professor Sargl, zu Verschwendung.

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Man sieht ein Porträt von Prof. Dr.-Ing. Lecheler.
Prof. Dr.-Ing. Stefan Lecheler, Professur für technische Thermodynamik an der UniBw München
Credit: Julian Pabst

Auch Professor Dr.-Ing. Stefan Lecheler von der Professur für technische Thermodynamik stimmt hier klar zu. Er lehrt und forscht an der UniBw München und beschäftigt sich hauptsächlich mit erneuerbaren Energien. Von Ihm wurde das Projekt Grünzeug ins Leben gerufen, welches zu einer Verhaltensänderung der Universitätsangehörigen führen soll Er selbst sagt zu dem Projekt: „Mir ist aufgefallen, dass die Studierenden da noch nicht sonderlich sensibilisiert sind, weil sie ja in ihren Wohnheimen die Kosten nicht tragen müssen. Es spielt für sie wirtschaftlich keine Rolle, ob sie viel oder wenig heizen oder viel oder wenig Strom verbrauchen.“ Der Plan sei auch, Motivation durch einen Wettbewerb zu schaffen – welches Haus verbraucht am wenigsten? Auch hierfür benötigt man jedoch eigene Zähler für jedes Gebäude, welche bis jetzt noch nicht vorhanden sind.

Doch was wurde und wird nun konkret an der UniBw München im Zuge des Klimaschutzes passieren? Laut Professor Sargl hat die Universität in der Beheizung bereits komplett auf Biomasse umgestellt. Außerdem ist geplant, die E-Mobilität (Ladesäulen für Elektrofahrzeuge und mehr Elektrofahrzeuge auf dem Campus) sowie die bereits bestehenden Photovoltaikanlagen auszubauen. Die Universität verfüge definitiv über genug Freiflächen, nur eine Speicherung der erzeugten Energie könnte kostspielig werden.

Professor Lecheler stimmt klar zu, es sei sinnvoll, nachhaltig und wahrscheinlich auch wirtschaftlich: „Beim Strom sehen wir hier ein echtes Potenzial, diesen hier selber zu erzeugen.“ Die Masterarbeit eines Studenten habe auch bewiesen, dass der Vorgang wirtschaftlich wäre. Man müsse nur die Investition aufbringen und sehen, wo man die Anlagen und Speicherung unterbringen könne. Professor Lecheler ist hier auch bereits im Kontakt mit dem Bundeswehrdienstleistungszentrum, welches großes Interesse an dem Projekt hat.

Die Universität der Bundeswehr München setzt sich für den Klimaschutz ein. Die Bilanz zeigt großes Potential und die Auswirkungen der geplanten Maßnahmen können durch weitere Bilanzierungen kontrolliert werden. Das ist ein wichtiger Schritt um die UniBw München klimafreundlicher zu gestalten. Letzten Endes hängt jedoch viel vom Engagement der Studierenden ab. Immerhin machen sie den Großteil der Universität aus. Obwohl an anderen Universitäten bereits ein Standard, gibt es hier noch keine Studierendeninitiative  wie einen Arbeitskreis oder eine Arbeitsgemeinschaft  zum Thema Klima. Jeder Einzelne an der Universität der Bundeswehr muss bewusster im Umgang mit Energie werden, um Emissionen effizient zu vermeiden und damit die Umwelt nachhaltig zu schützen.

Das „Projekt Grünzeug“, erstellt von Maschinenbau-Studierenden im Rahmen einer Projektarbeit, gibt hilfreiche Tipps zur Reduzierung von Emissionen. So wird Nachhaltigkeit leicht gemacht: 

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Das "Projekt Grünzeug" wird vorgestellt.

Credit: Stefan Lecheler
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Es werden Tipps zur Emissionsreduzierung gegeben.

Credit: Stefan Lecheler
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Es werden Tipps zur Emissionsreduzierung gegeben.

Credit: Stefan Lecheler
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Es werden Tipps zur Emissionsreduzierung gegeben.

Credit: Stefan Lecheler

Ein Artikel von

Romana Rohden
Kai Obermeier
Julian Pabst