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E-Books in Münchner Bibliotheken – Umweltfreundlich oder Klimakiller?

Luca Warnke
Philip van de Vorstenbosch
Lesezeit 5 Minuten
Neben klassischen gedruckten Büchern wächst das Angebot an E-Books in Münchner Bibliotheken seit Jahren
Credit: Luca Warnke
Wie sich das Angebot und das Nutzerverhalten von E-Books in Münchner Bibliotheken in den letzten Jahren verändert hat und ob E-Books die umweltfreundliche Alternative zu gedruckten Büchern sind, erklären wir im folgenden Artikel.
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Auf einem Tablet können viele Bücher als E-Book gespeichert werden
Credit: Philip van de Vorstenbosch

Die Bayerische Staatsbibliothek im Herzen der Landeshauptstadt München bietet neben den knapp 11 Millionen gedruckten Werken auch einen 34,5 Millionen umfassenden digitalen Medienbestand für seine Nutzerinnen und Nutzer an. Digitale Angebote sind im Jahr 2022 in vielen Bibliotheken fester Bestandteil des Angebots. Für Studierende ist die Nutzung durch die schnelle und ortsunabhängige Verfügbarkeit für den Studienerfolg eine große Hilfe. 

Doch auch bei dem Freizeitnutzer von Bibliotheken stehen digitalen Medien hoch im Kurs und werden viel genutzt. Wir haben das E-Book Angebot in der Bayerischen Staatsbibliothek München (BSB), der Münchner Stadtbibliotheken (MSB) sowie der Universitätsbibliothek der Universität der Bundeswehr (UniBw) in München recherchiert und auch die Nachhaltigkeit von E-Books gegenüber gedruckten Büchern untersucht.

Welches Angebot an E-Books bieten die drei Bibliotheken den Nutzerinnen und Nutzern?

Die Bayerische Staatsbibliothek hat mit circa 1,5 Millionen lizenzpflichtigen E-Books das größte Angebot dieser drei Bibliotheken, gefolgt von der Universitätsbibliothek der UniBw München mit 340.000 lizenzpflichtigen E-Books und der MSB mit 59.000 lizenzpflichtigen E-Books.

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Während die Bayerische Staatsbibliothek und die Universitätsbibliothek der UniBw München die meisten E-Books selbst gekauft haben, lizenziert die Münchner Stadtbibliothek lediglich Anbieter von E-Books, bei denen E-Book Bestände aufgebaut werden. Kurz gesagt, erwirbt die Münchner Stadtbibliothek ein Nutzungs- und Verleihrecht bei den jeweiligen Anbietern.

Alle Bibliotheken fördern seit Jahren den Ausbau ihres Angebots an E-Books. Die E-Books werden meistens ergänzend zu den analogen Werken beschafft. Trotz des bereits großen Angebots, besteht bei den Verlagen für eine umfassende Lizenzierung neuer E-Books für Bibliotheken noch Nachholbedarf.

Die Bayerische Staatsbibliothek hat als Archivbibliothek zudem die Sondersituation, dass sie der Pflicht der Langzeitarchivierung nachkommen muss und aus diesem Grund weiterhin stark auf Printausgaben setzt.

Ihren sehr großen Bestand an E-Books hat die Bayerische Staatsbibliothek unter anderem ihrem Zugriff auf eine Nationallizenz mit rund 700.000 E-Books zu verdanken. Diese Nationallizenzen wurden durch die DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) gefördert und die Zugriffe konnten von jeder wissenschaftlichen deutschen Bibliothek und auch von Einzelnutzern beantragt werden.

Wie hat sich die Nutzung der E-Books und der gedruckten Bücher seit 2018 verändert?

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Beim durchstöbern der Bibliothek nach dem richtigen Werken, kann eine große Last entstehen
Credit: Luca Warnke

Wir haben in der Bayerischen Staatsbibliothek mehrere Besucherinnen und Besucher befragt, weshalb sie E-Books nutzen. Dabei stand für viele die Flexibilität bei der Nutzung, die Schnelligkeit der Verfügbarkeit und auch die Möglichkeit digital in den E-Books zu arbeiten als Nutzungsgrund im Vordergrund.

Folgende Gründe für die Nutzung von E-Books hatten Amadeus (Student an der UniBw M) und Max und Justin (Studenten der LMU München).

E-Book Nutzung
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Anhand der E-Book-Nutzerzahlen der Münchner Stadtbibliothek zeigt sich eine konstant steigende Nachfrage der Nutzerinnen und Nutzer nach E-Books in der Münchner Stadtbibliothek. Seit 2018 hat sich die Nutzerzahl von knapp 43.000 auf 76.000 Nutzern fast verdoppelt. Die stark wachsende Nachfrage nach E-Medien während der Lockdowns in der Corona-Pandemie ist zwar leicht zurückgegangen, jedoch hat sich die Nachfrage auf einem deutlich höheren Niveau eingependelt als vor der Pandemie.

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Ist es ökologisch nachhaltiger, in der Bibliothek E-Books auszuleihen?

In der Bayerischen Staatsbibliothek haben wir Besucherinnen und Besuchern befragt, ob sie die Nutzung von E-Books anstelle von gedruckten Büchern als nachhaltiger betrachten.

Meinung zur Nachhaltigkeit von E-Books
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Wir haben den CO2-Austausch der Produktion von gedruckten Buchseiten mit Faserpapier, sowie für den Stromverbrauch, der durch das Lesen von E-Books auf einem PC, einem Tablet sowie einem Smartphone anfällt, berechnet und verglichen. Basis für die Berechnung ist die PROSA-Studie „E-Book-Reader“ des Ökoinstitut e.V..

Die anfallenden CO2-Emissionen für den Vertrieb, den Transport, die Lagerung und weitere Faktoren, durch die bei gedruckten Büchern CO2 entsteht, haben wir nicht hinzugerechnet. Bei E-Books fallen zudem zusätzliche Stromkosten durch die Speicherung in Rechenzentren sowie den Download der E-Books an. Diese Daten sind jedoch nicht verfügbar und fließen aus diesem Grund nicht in unsere Berechnung mit ein.

Für die bessere Vergleichbarkeit zwischen gedruckten Büchern und E-Books haben wir die anfallende CO2-Emission von 500, 1.000 und 4.000 Buchseiten berechnet. Am wenigsten CO2 fällt bei der Nutzung von dem Smartphone an, gefolgt vom Tablet und zuletzt dem PC.

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Während bei dem Lesen von 500 Buchseiten auf dem Smartphone durch den Stromverbrauch circa 12g CO2 anfallen, hat ein neu gedrucktes Buch aus Faserpapier mit 2.800g CO2 pro 500 Buchseiten einen deutlich höheren Austausch.

Durch das mehrfache Nutzen von Büchern in Bibliotheken verbessert sich jedoch mit jedem Nutzer eines gedruckten Buches auch die CO2-Bilanz gegenüber der Nutzung eines E-Books, da die Stromkosten der elektronischen Endgeräte bei jedem Nutzer erneut anfallen.

500 Buchseiten eines E-Books, die auf einem PC gelesen werden, sind ab dem 11. Nutzer umweltschädlicher als die 500 gedruckten Buchseiten in einer Bibliothek auszuleihen. Werden die 500 Seiten auf dem E-Book jedoch von allen Nutzern nur auf einem Tablet gelesen, so müssten die 500 Buchseiten schon von 148 Nutzern als gedrucktes Exemplar ausgeliehen werden, um umweltfreundlicher zu sein.

Dieses Rechenbeispiel zeigt, dass E-Books je nach elektronischem Endgerät, über welches das E-Book gelesen wird, deutlich weniger CO2-Ausstoß durch Stromverbrauch verursachen als gedruckte Bücher während der Produktion.

Fazit  Was heißt das für die Leserin oder den Leser jetzt genau?

Wenn man sich Bücher in einer Bibliothek ausleiht, dann ist das deutlich besser für das Klima als sich jedes Buch neu zu kaufen. Sollten E-Books einer Bibliothek über ein Tablet oder ein Smartphone gelesen werden, dann ist es vermutlich umweltfreundlicher als sich das Buch in gedruckter Form in der Bibliothek auszuleihen. Sobald hingegen ein PC genutzt wird, ist es besser auf die gedruckte Version zurückzugreifen, denn 11-Mal werden Bücher in einer Bibliothek definitiv verliehen.

Das Angebot an ausleihbaren E-Books in den drei Bibliotheken in München wird jedenfalls in Zukunft weiter ausgebaut, und somit wird man immer öfter das gesuchte Buch auch als E-Book lesen können.

Ein Artikel von

Luca Warnke
Philip van de Vorstenbosch