Gesellschaft

Die unterschätzte CO2-Bilanz unseres digitalen Schriftverkehrs

Noah-Etienne Langner
Markus Urban
Ulf Niklas Ziehmer
Lesezeit 10 Minuten
Wie sich durch E-Mails unser CO2 Fußabdruck ändert.
Credit: Ulf Ziehmer
Lesezeit 10 Minuten

21 E-Mails – so viele bekommen wir im Durchschnitt täglich. Insgesamt werden weltweit täglich etwa 280 Milliarden E-Mails verschickt, doch was steckt eigentlich hinter diesen E-Mails? Und wie wirkt sich das auf unser Klima aus?

1971 wurde die erste E-Mail versendet, seither gewinnen die elektronischen Nachrichten immer mehr an Bedeutung. Während früher ein schriftlicher Austausch nur über Briefe möglich war, die oftmals mehrere Wochen brauchten, um an ihrem Zielort anzukommen, lässt sich durch eine E-Mail eine Nachricht in Sekundenschnelle um die ganze Welt schicken. Durch den deutlich geringeren Aufwand und die einfache Speicherung haben die elektronischen Briefe den klassischen Brief in vielen Bereichen verdrängt. Ein immer gerne verwendetes Argument ist, dass E-Mails umweltschonender seien, da diese kein Papier benötigen und nicht mit einem Fahrzeug transportiert werden müssen. Inwiefern lässt sich dieses Argument mit Fakten belegen?

Laut der Deutschen Post entstehen bei der Versendung eines Briefes insgesamt 20 Gramm CO2. Bei E-Mails lässt sich das leider nicht so pauschal sagen, denn es hängt von sehr vielen verschiedenen Faktoren ab, wie viel CO2 eine E-Mail produziert. Sogar darauf, ob sie auf dem Handy oder dem Laptop gelesen wird. Im Durchschnitt liegt der CO2 Ausstoß bei 10 Gramm.

Aber wie entstehen diese Emissionen überhaupt? Im Prinzip einfach nur durch Stromverbrauch. Eine elektronische Nachricht wird auf Servern gespeichert und diese Server verbrauchen immense Mengen an Strom. Auch bei diesem Strom kommt es natürlich darauf an, wie er erzeugt wird. Bekanntermaßen erzeugt ein Kilowatt Strom aus Kohlekraftwerken mehr CO2 als ein Kilowatt aus Kernkraftwerken.

Allerdings gibt es hier einen wesentlichen Unterschied. Sobald der Brief im eigenen Briefkasten gelandet ist, erzeugt er kein CO2 mehr. Einen Brief können wir beliebig lange aufbewahren und er wird sich dadurch in seinem CO2-Fußabdruck nicht mehr verändern. Anders hierbei die E-Mail: Da die Server konstant Strom verbrauchen, ändert sich auch der CO2-Fußabdruck der Nachrichten konstant.
 

 

 

Laut dem Stanford Magazin erzeugen 100 GB E-Mails etwa 200 kg CO2 pro Jahr. Da eine E-Mail eine durchschnittliche Größe von 10 MB hat, erzeugt diese also im Durchschnitt also 10 Gramm CO2. Dabei handelt es sich jedoch nur um eine Hochrechnung und nicht um einen exakten Wert. Das heißt allerdings, dass eine E-Mail, die versendet und beim Empfänger ein Jahr gespeichert wird, den gleichen CO2-Fußabdruck hat wie ein Brief.

 

Aber was heißt das Ganze in der Konsequenz?

Am Anfang steht der Brief in Sachen Umweltschutz deutlich schlechter dar. Plant man jedoch, eine Nachricht länger als ein Jahr zu behalten, wird die Umweltbilanz des Briefes besser als die einer E-Mail. Denn nach einem Jahr erzeugen beide 20 Gramm CO2. Also lässt sich sagen, dass Nachrichten, die man gerne länger behalten und mehrfach lesen möchte, generell eher als Brief verschickt werden sollten. Allerdings nicht nur aus Umweltschutzgründen! Die meisten Menschen finden sicherlich einen netten Brief zum Geburtstag schöner als eine E-Mail. Zudem freut sich jeder darüber, einen netten Brief nach Jahren wieder in einem Stapel zu finden. Wie oft haben sie wohl schon eine alte E-Mail in ihrem Postfach gefunden?

Und das bringt uns zum nächsten Punkt: Wie häufig löschen Sie alte E-Mails? Durch regelmäßiges Löschen können sie ihren eigenen CO2-Fußabdruck stark senken. Die meisten Menschen behalten leider alle E-Mails.

Die Technik entwickelte sich in den letzten Jahren sehr schnell weiter und besonders der Umweltschutz ist zu einem großen Thema geworden. Wie wird sich also die CO2-Bilanz im Nachrichtenverkehr wandeln?

Die Deutsche Post gleicht seit Anfang dieses Jahres das gesamte produzierte CO2 aus und will bis 2025 in über 70 Prozent der Bezirke CO2-neutral zustellen. Dazu wollen sie in ihrem Fuhrpark 38.000 E-Autos und 14.000 E-Trikes haben.

Aber nicht nur die Deutsche Post passt sich an, auch die E-Mail-Betreiber ziehen mit. Der Betreiber von GMX nutzt für seine Serverfarmen, laut dem eigenen Klimabericht, ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien.

Es ist also sehr gut möglich, dass die CO2-Emissionen beider Alternativen in den nächsten Jahren gegen null gehen.

 

 

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Noah-Etienne Langner
Markus Urban
Ulf Niklas Ziehmer