Gesellschaft

Ärztemangel: Hilfe aus dem Ausland

Milena Rajes
Lesezeit 10 Minuten
Wenn die Arztpraxis still bleibt – wer wird in Zukunft helfen?

Wenn die Arztpraxis still bleibt – wer wird in Zukunft helfen? (Symbolbild)

Credit: 

Justine Rysbek

Wer versorgt Deutschland? Während ein Teil der deutschen Ärzte ins Ausland abwandert, übernehmen zunehmend Ärzte mit ausländischer Staatsbürgerschaft Verantwortung. Doch die Entwicklung unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland.
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Die Gesundheitsversorgung in Deutschland steht unter Druck: "50.000 Ärzte sind zu wenig ausgebildet", so schreibt das Deutsche Ärzteblatt. Fachkräftemangel, Überlastung und regionale Unterschiede prägen die Diskussion. Eine Gruppe rückt dabei zunehmend in den Fokus: Ärzte mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Wie wichtig sind sie für das deutsche Gesundheitssystem? Wie verteilt sich ihre Tätigkeit innerhalb Deutschlands? Und welche Herausforderungen begleiten ihren Einsatz?

Die Arztdichte, also die Anzahl der Einwohner pro berufstätigem Arzt, ist ein wichtiger Indikator dafür, wie gut die Menschen in einer Region medizinisch betreut werden können. Dabei zeigen sich innerhalb Deutschlands starke Unterschiede. 

 

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Schlusslicht ist das Bundesland Brandenburg mit 246 Einwohnern je Arzt oder Ärztin. Laut Ärzteblatt werden dort bis zum Jahr 2025 rund 500 Hausärzte fehlen. Weite Wege und eine schlechte Infrastruktur erschweren den Zugang zur nächsten Praxis. Ein Problem, das besonders ältere Menschen oder Familien mit Kindern betrifft, die auf eine gute medizinische Versorgung angewiesen sind. Ähnlich wie Brandenburg geht es weiteren Flächenstaaten im Vergleich zu Stadtstaaten wie Bremen oder Berlin. Mit einer Dichte von etwa 160 Einwohnern je Arzt - also rund 80 Personen weniger als in Brandenburg - profitieren die Stadtstaaten von kürzeren Wegen und besserem Verkehrsnetz. Doch auch innerhalb von Bremen oder Berlin gibt es Unterschiede. Die gute Arztdichte bezieht sich nicht auf das gesamte Stadtgebiet, sondern gibt lediglich den Durchschnitt wider.

Ein Vergleich zwischen 2019 und 2023 zeigt, dass sich die Arztdichte in 15 von 16 Bundesländern verschlechtert hat. Sachsen verzeichnet mit rund acht Prozent den stärksten Rückgang, während Hessen als einziges Bundesland einen minimalen Anstieg von weniger als einem Prozent aufweisen konnte. Sollte sich der allgemeine Trend fortsetzen, könnten in Zukunft noch größere Engpässe entstehen.

Tatsächlich ist die Gesamtzahl der Ärzte in Deutschland in Deutschland allerdings gewachsen. Wieso wird die Arztdichte und die medizinische Versorgung dann schwieriger? Die Bevölkerung in Deutschland wächst unter anderem durch die Flüchtlinge aus der Ukraine. Seit 2011 ist die Bevölkerungszahl ständig gestiegen – von rund 80 Millionen auf rund 85 Millionen im Jahr 2023. Außerdem sorgt die alternde Bevölkerung für eine höhere Nachfrage. Ältere Menschen gehen öfter zum Arzt. Und dann verteilen sich die Mediziner eben auch noch ungleich auf Bundesländer und Regionen. Das alles sorgt für längere Wartezeiten und eine höhere Belastung der Praxen und Krankenhäuser.

 

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In die Lücke stoßen Ärzte mit ausländischer Staatsbürgerschaft: Zwischen 2000 und 2023 stieg ihre Zahl von rund 14.600 auf etwa 71.000 – also fast auf das Fünffache. Der Anteil ausländischer Ärzte macht inzwischen über zwölf Prozent der Mediziner aus, die in Deutschland tätig sind. 

In fast allen Bundesländern steigt ihr Anteil, besonders in medizinisch unterversorgten Regionen. Sachsen-Anhalt verzeichnete den größten Zuwachs: Der Anteil stieg von 11,4 Prozent (2020) auf 13,2 Prozent (2023). In Berlin hingegen sank der Anteil leicht – von 9,2 Prozent (2020) auf 9,1 Prozent (2023). Insgesamt zeigt sich jedoch, dass der Anteil von Ärzten mit ausländischer Staatsbürgerschaft in 15 von 16 Bundesländern gestiegen ist.

 

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Ausländische Fachkräfte gehen offenbar gerne dorthin, wo der Bedarf am größten ist. In Brandenburg stieg der Anteil ausländischer Ärzte von 11,1 Prozent (2020) auf 12,5 Prozent (2023). Auch in Sachsen-Anhalt oder Niedersachsen gab es einen Zuwachs. Berlin, wo es es vergleichsweise viele Mediziner gibt, verzeichnet dagegen einen Rückgang bei der Zahl ausländischer Fachkräfte. Es gibt jedoch Ausnahmen von der Regel: Auch in Hamburg oder im Saarland, die bereits gut versorgt sind, steigt der Anteil ausländischer Mediziner.

Gleichzeitig wandern aber auch Mediziner aus: Rund 2.200 verließen Deutschland, darunter etwa 1.300 mit deutscher Staatsbürgerschaft. Besonders beliebt waren die Schweiz, Österreich und die USA, die mit besseren Arbeitsbedingungen und höheren Gehältern locken. Im Vergleich zu den 570.000 in Deutschland tätigen Ärzten ist die Zahl der abgewanderten Mediziner zwar nicht besonders hoch, in Zeiten des Ärztemangels ist sie dennoch bedeutend.

Mediziner mit ausländischer Staatsbürgerschaft spielen also bereits eine wichtige Rolle, können aber die Lücken im Gesundheitssystem bisher nicht schließen. Der Fachkräftemangel bleibt insgesamt und vor allem in einigen Regionen eine Herausforderung. Verbesserte Arbeitsbedingungen, gezielte Anreize für unterversorgte Regionen und internationale Rekrutierung könnten dazu beitragen, ihn zu verringern. 

 

Ein Artikel von

Milena Rajes