Gesellschaft

Zu viel Bildschirmzeit und zu wenig Bewegung?

Aaron Kreutzer
Yannick Noel
Lesezeit 8 Minuten
Einen Großteil der Bildschirmzeit verbringen Jugendliche auf Instagram.

Einen Großteil der Bildschirmzeit verbringen Jugendliche auf Instagram (Symbolbild).

Credit: 

Yannick Noel

Jugendliche verbringen immer weniger Zeit in Bewegung. Sind digitale Medien Schuld daran? Wir haben uns in dieser Datenstory auf die Suche nach der Antwort auf diese Frage gemacht.
Lesezeit 8 Minuten

Immer mehr Jugendliche verbringen ihre Freizeit mit digitalen Medien, während sie immer weniger Zeit in Bewegung verbringen. Haben digitale Medien den Freizeitsport mittlerweile abgelöst? Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns durch die aktuelle Studienlage bei Jugendlichen in Deutschland gearbeitet. Die Ergebnisse zeigen mehrere Trends und führen zu neuen Herausforderungen.

 

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Steigende Bildschirmzeit bei Jugendlichen

Die durchschnittliche Bildschirmzeit bei Jugendlichen im Alter von zwölf bis 19 Jahren hat laut der JIM-Studie (Jugendliche. Information. Medien.), welche jährlich vom Medienpädagogischen Forschungsverband Südwest durchgeführt wird, seit 2010 stark zugenommen. So nutzten Jugendliche vor 14 Jahren für etwa 138 Minuten am Tag digitale Medien. Im Jahr 2020, am Höhepunkt der Corona Pandemie, erreichte dieser Wert dann seinen vorläufigen Höchststand: ganze 258 Minuten täglich beschäftigten sich die Jugendlichen mit ihrem Smartphone, dem Fernseher oder der Spielekonsole.

Sinkende körperliche Aktivität bei Jugendlichen 

Im Folgenden wollen wir die tägliche körperliche Aktivität betrachten. Als Grundlage nutzen wir die Auswertung des RKI und spezifischer die “Health Behavior in School-Aged Children”-Studie des HBSC-Studienverbandes Deutschland. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass nur etwa 21 Prozent der Jungen und elf Prozent der Mädchen 2022 das von der World Health Organisation (WHO) ausgegebene Bewegungsziel von mindestens 60 Minuten hoher körperlicher Aktivität an sieben Tagen pro Woche erreichen. Dem zeitlichen Verlauf dieser Statistik kann man entnehmen, dass sich die Zahl der Jungen, die das Ziel erreichen, im Vergleich zur ersten Erhebung im Jahr 2010 sogar leicht erhöht hat. Statt 20 Prozent im Jahr 2010 erfüllten im Jahr 2022 sogar 21 Prozent ihr Bewegungsziel. Bei den Mädchen zeigt sich dagegen ein umgekehrter Trend: Während 2010 noch 14 Prozent der jungen Mädchen in Deutschland das Ziel erreichten, waren es 2022 nur noch elf Prozent.

 

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Großteil der Jugendlichen verfehlt Bewegungsziel der WHO

In der Gruppe der Jugendlichen, die zwar das Bewegungsziel verfehlt, aber trotzdem noch mindestens an 5-7 Tagen 60 Minuten aktiv ist, zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Hier sind die Zahlen der Jungen im Vergleich von 2010 bis 2022 konstant geblieben. In beiden Jahren haben jeweils 46 Prozent der Jungen eine "hohe körperliche Aktivität" erreicht. Bei den Mädchen zeigt sich hier wiederum eine rückläufige Entwicklung. Während 2010 noch 37 Prozent der Mädchen eine "hohe körperliche Aktivität" vorweisen konnte, waren es 2022 nur noch 31 Prozent. Im Kontrast dazu steht die Zahl der Jugendlichen, die eine "geringe körperliche Aktivität" aufweisen. Sowohl bei den Mädchen, als auch bei den Jungen ist sie von 2010 bis 2022 angestiegen. Eine "geringe körperliche Aktivität" liegt nach WHO dann vor, wenn sich Jugendliche an weniger als drei Tagen der Woche mehr als 60 Minuten bewegen. Erreichten im Jahr 2010 noch 18 Prozent der Jungen und 25 Prozent der Mädchen diesen Wert, wuchsen die Zahlen bis 2022 auf 21 Prozent (Jungen) und 34 Prozent (Mädchen) an.

Der Einfluss der Mediennutzung auf die körperliche Aktivität 

Durch die Gegenüberstellung der beschriebenen Daten konnten wir feststellen, dass eine Korrelation zwischen gesunkener sportlicher Aktivität und gestiegener Bildschirmzeit besteht. Leider reicht die vorhandene Datengrundlage (Umfang, Vergleichbarkeit, Stichprobe) nicht aus, um festzustellen, in welcher Intensität die gestiegene Bildschirmzeit die körperliche Aktivität von Jugendlichen beeinträchtigt. Die Daten legen jedoch nahe, dass Jugendliche, die mehr Zeit mit digitalen Medien verbringen, auch weniger Zeit in Bewegung verbringen. 

Auswirkungen auf die mentale Gesundheit

Diese Entwicklung trägt auch zur Verschlechterung der mentalen Gesundheit von Jugendlichen bei. In der HBSC-Studie (2022) wurde auch die zunehmende Verbreitung von problematischen Formen der Mediennutzung durch Jugendliche dokumentiert.
Etwa elf Prozent der Jugendlichen weisen ein problematisches Verhalten im Umgang mit sozialen Medien auf. Im Bereich des digitalen Spielens sind die Zahlen sogar noch höher: Zwölf Prozent der Jugendlichen sind durch problematisches Spielverhalten gefährdet. Problematische Nutzung wird in vielen Studien mit Schlafmangel, schlechterem seelischen Wohlbefinden, schulischen Problemen und psychischen Beschwerden in Verbindung gebracht.

Da digitale Medien jedoch auch positive Effekte haben und Chancen bieten, sollte das Ziel ein altersgerechter und verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Medien sein. Es braucht gezielte Maßnahmen, um die Risiken zu minimieren und die positiven Effekte zu fördern. Medienkompetenz, alters- und geschlechtersensible Interventionen bilden hierfür eine wichtige Grundlage. Zusätzlich ist regelmäßige Bewegung ein wichtiger Ausgleich. Sie wirkt sich laut Bundesgesundheitsblatt positiv auf das Selbstwertgefühl und die kognitive Entwicklung aus. Außerdem reduziert sie depressive Symptome und stärkt das psychische Wohlbefinden. Ein aktiver Lebensstil in Kindheit und Jugend reduziert laut RKI zudem das Risiko von Adipositas. 

Letztlich spielen auch Eltern und Lehrkräfte eine Schlüsselrolle, um ein Bewusstsein für einen ausgewogenen Lebensstil zu schaffen, der digitale und körperliche Aktivitäten in Balance hält.

Ein Artikel von

Aaron Kreutzer
Yannick Noel