Gesellschaft

Einbrüche: Der "Lockdown-Effekt"

Tom Wagner
Paul-Moritz Friedrich
Lesezeit 6 Minuten
Illustration: Eine abstrahierte Karte von Berlin mit blauen Kreisen
Die Berliner Polizei sah sich in den Jahren der Pandemie mit deutlich weniger Einbruchsdelikten konfrontiert.
Credit: Illustration: Tom Wagner; OpenStreetMap
Der Lockdown brachte uns vor allem eins – Zeit zu Hause. Während tagsüber normalerweise die meisten Menschen zur Arbeit gehen, mussten sie während der Pandemie zu Hause bleiben. Wohnungen standen selten leer. Das störte vor allem Einbrecher. Die Berliner Kriminalitätsstatistik der vergangenen Jahre zeigt, wie sich die Zahl der Delikte während der Corona-Pandemie verändert hat.
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2021 stand die Hauptstadt still. Die Menschen waren zu Hause, die Straßen blieben leer. Dieser „Lockdown“ schränkte nicht nur das normale Arbeitsleben vieler Menschen ein, sondern sorgte auch für veränderte Kriminalitätsstatistiken.

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Der Arm eines Beamten der Polizie Berlin vor dem Brandenburger Tor
Polizeibeamter am Brandenburger Tor begegnet in Pandemiezeiten auffallend weniger Menschen.
Credit: Polizei Berlin

So verzeichnete die Berliner Polizei im Laufe der Pandemie einen Rückgang an Wohnraumeinbrüchen. 2019, ein Jahr vor der Pandemie, gab es pro Stadtteil im Durchschnitt 663 Einbrüche. Die meisten Vorfälle wurden im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf registriert. Mit 1.096 gemeldeten Delikten erfasste die Berliner Poliziei eine stark überdurchschnittliche Häufigkeit an Einbrüchen – diesbezüglich ein Problemviertel. Denn nicht nur 2019 lag Charlottenburg weit über dem Durchschnitt. Auch in den Folgejahren bleib die Zahl im Vergleich zu anderen Bezirken Berlins stark überdurchschnittlich.

Mit Beginn der Pandemie und den veränderten sozialen Routinen – Social Distancing, Ausgangssperren, mehr Zeit zu Hause – sanken die Einbruchszahlen. 2020 fiel die Durchschnittzahl pro Stadtteil auf 589, 2021 sogar auf 415 Einbrüche. In Charlottenburg-Wilmersdorf reduzierten sich die Fälle 2021 auf 676 – ein Rückgang um 38,3 % im Vergleich zu 2019.

Der Rückgang ist darauf zurückzuführen, dass die Menschen mehr Zeit zu Hause verbrachten. Die eigenen vier Wände dienten als Büro, Schule und Freizeitort. Einbrecher fanden weniger leere Wohnungen und somit auch weniger Gelegenheiten vor, ungestört zu agieren. „Zahlreiche Tatgelegenheiten für Kriminelle sind in den Phasen des Lockdowns verschwunden. Es gab kaum Touristen in der Stadt, keine Großveranstaltungen mit Publikum, die Geschäfte waren überwiegend geschlossen. Die Menschen waren vermehrt im Homeoffice. Das führte zum Teil zu deutlich weniger Diebstählen.“ so der damalige Berliner Innensenator Andreas Geisel in der Berliner Morgenpost von März 2021.

Wenn die Ausgangssperren und das vermehrte Zuhause-Sein für den Rückgang verantwortlich waren, könnte man erwarten, dass die Einbruchszahlen nach der Pandemie wieder steigen würden.
2022 stiegen die Zahlen zwar an, erreichten aber nicht das Niveau von 2019.
Die durchschnittlichen Einbrüche pro Stadtteil stiegen um 23 % auf 513 Einbrüche und blieben damit sogar knapp unter dem Niveau von 2020, aber deutlich unter dem Wert von 2019.

Die Pandemie hat das Arbeitsleben und die Gesellschaft nicht nur temporär verändert, sondern vor allem in Bezug auf Fernarbeit geprägt. Menschen verbringen durch die Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten dort auch mehr Zeit. Der Lockdown hinterließ somit einen nachhaltigen Effekt auf die Einbruchsraten.

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Tom Wagner
Paul-Moritz Friedrich