Gesellschaft

Die zivilen Opfer des Irakkrieges

Lisa Hofmann
Carl de Barros Said
Michele Scapicchio
Im Irakkrieg prägten zerstörte Gebäude das Stadtbild in irakischen Städten.

KI generiertes Bild - Im Irakkrieg prägten zerstörte Gebäude das Stadtbild irakischen Städten.

Credit: stock.adobe.com
Dass Kriege menschliches Leid und Tod verursachen ist unumstritten. Unter den Opfern: Soldaten, aber vor allem auch unschuldige Zivilisten. Insbesondere der Konflikt in der Ukraine hat das Bewusstsein für die gravierenden Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung geschärft.

In unserer Studie gehen wir dieser traurigen Realität auf den Grund, um die unsichtbaren Opfer und die verheerenden Folgen von Konflikten aufzuzeigen. Dabei betrachten wir den Irakkrieg als exemplarischen Fall, um ein tieferes Verständnis für die Tragödie der Zivilbevölkerung zu schaffen. Ein datenjournalistisches Projekt.

Um die Anzahl der zivilen Opfer des Irakkriegs zu verdeutlichen, haben wir die Daten von der Organisation Iraq Body Count ausgewertet. Der Iraq Body Count dokumentiert die gewaltsamen Todesfälle, die durch die Militärintervention im Irak im Jahr 2003 verursacht wurden. Die öffentliche Datenbank enthält detaillierte Informationen zu zivilen Opfern, die durch die US-geführte Koalition, irakische Regierungstruppen und paramilitärische/kriminelle Angriffe verursacht wurden. Die Organisation wird von Conflict Casualties Monitor in England und Wales geleitet. Wir haben uns entschieden, fünf Konfliktkategorien zu betrachten. Dabei wird der Zeitraum von 2003 bis 2011 als entscheidend angesehen, da es in diesem Zeitraum zu einer Eskalation des Konflikts sowie zum Truppenabzug kam. Der Irakkrieg, der von 2003 bis 2011 andauerte, involvierte verschiedene Akteure und Parteien, wie beispielsweise die USA, die irakische Regierung unter Saddam Hussein, diverse aufständische Gruppen sowie internationale Koalitionstruppen. Diese Einteilung und der Zeitrahmen soll dazu beitragen, die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung genauer darzustellen.

1. Kategorie: Schusswaffenwechsel 

In dieser Kategorie analysieren wir bewaffnete Auseinandersetzungen, bei denen Handfeuerwaffen zwischen verschiedenen Parteien eingesetzt wurden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Jahr 2006, in dem 17.947 Zivilisten von unbekannten Akteuren getötet wurden. Diese Zahlen verdeutlichen die verheerenden Auswirkungen von Schusswechseln auf die irakische Zivilbevölkerung.

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2. Kategorie: Luftwaffenangriffe 

Dabei handelt es sich um militärische Operationen, bei denen Flugzeuge oder Drohnen eingesetzt werden, um Ziele zu bombardieren oder anzugreifen.

Für zivile Opfer von Luftangriffen sind nur zwei Parteien verantwortlich: die US-geführte Koalition und die Anti-Regierungs- und Besatzungskräfte.

Im Irakkrieg von 2003 bis 2011 existierten Gruppierungen, die als Anti-Regierungs- und Besatzungskräfte angesehen wurden. Eine komplexe und sich verändernde Situation ist zu berücksichtigen, wodurch sich im Laufe der Zeit die Zusammensetzungen der Gruppen änderten. 

Zu den bedeutendsten Gruppierungen zählte die irakische Widerstandsbewegung, welche aus verschiedenen irakischen Gruppen und Milizen bestand, die gegen die Präsenz der Koalitionstruppen und die von den USA geführte Besatzung kämpften. Einige dieser Gruppen hatten Verbindungen zu ehemaligen Mitgliedern der irakischen Armee und der Baath-Partei, die nach dem Sturz von Saddam Hussein ihre Macht verloren hatten.

Al-Qaida im Irak war eine extremistische Gruppe, die unter der Führung von Abu Musab al-Zarqawi agierte. Ihr Ziel war es, einen islamischen Staat im Irak zu etablieren. Sie war für zahlreiche Anschläge und Gewaltakte verantwortlich.

Es gab noch weitere extremistische Gruppen. Neben AQI kämpften weitere islamistische und extremistische Gruppen gegen die Koalitionstruppen und die irakische Regierung.

 

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3. Kategorie: Selbstmordattentate

Dabei handelt es sich um gezielte Angriffe, bei denen eine Person bereit ist, ihr eigenes Leben zu opfern, um Schaden anzurichten. Wie bereits in der ersten Kategorie deutlich wurde, sind auch hier die beteiligten Parteien schwer zu differenzieren und somit „unbekannte Akteure“. Besonders auffällig ist das Jahr 2007 mit 2.680 zivilen Opfern.

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4. Kategorie: Explosionen 

Explosionen beschreiben die plötzliche Freisetzung von Energie, häufig durch Sprengstoffe, die erheblichen Schaden anrichten können.

Auffällig sind erneut die Gruppen "Unbekannte Akteure" und "Anti-Regierungs- und Besatzungskräfte". Nach wie vor sind insbesondere die Jahre 2006 und 2007 signifikant.

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5. Kategorie: Nicht kategorisierte Waffen

Diese Kategorie beschreibt eine Bandbreite von Gewalt- und Konfliktformen, die sich nicht eindeutig einer der anderen Kategorien zuordnen lassen.

Auch hier stechen die Jahre 2006 und 2007 besonders hervor. Im Jahr 2006 starben 25.092 Zivilisten durch "unbekannte Akteure", im Folgejahr 20.588.

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Die Analyse der hier aufgeführten Kategorien sowie der Fokus auf den Irakkrieg verdeutlichen die unbestreitbare Realität von bewaffneten Konflikten und ihren verheerenden Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Insbesondere die Jahre 2006 und 2007, die untersucht wurden, offenbaren eine hohe Anzahl ziviler Opfer. In diesem Zeitraum starben etwa 55.600 Zivilisten und 1.700 US-Soldaten, was verschiedenen Akteuren zuzuschreiben ist. In dieser Zeit traten im Irak eine Menge politischer, ethnischer und religiöser Spannungen auf, welche zu einem Anstieg der Gewalt und erheblichem Leid für die Zivilbevölkerung geführt haben.

Unsere Untersuchung offenbart nicht nur die Anzahl der zivilen Opfer, die im Zeitraum von 2003 bis 2011 bei etwa 210.483 liegt, sondern auch die Schwierigkeiten bei der Zuordnung und Identifizierung der verantwortlichen Parteien. Es ist eindeutig erkennbar, dass die Zivilbevölkerung in bewaffneten Konflikten oft leidet.

Es ist zu beachten, dass während dieses Zeitraums auch etwa 4.500 US-Soldaten ihr Leben verloren haben, was die menschlichen Kosten noch deutlicher macht.

Diese Erkenntnisse gewinnen an Bedeutung, wenn wir die gegenwärtigen Herausforderungen und Konflikte in Ukraine, Israel und am Gazastreifen betrachten. Der Blick in die Vergangenheit ermöglicht es uns, Lehren zu ziehen. Insbesondere die aktuelle Lage unterstreicht die Dringlichkeit, dass die internationale Gemeinschaft stärkere Maßnahmen ergreifen sollte, um unschuldige Zivilisten in Konfliktsituationen zu schützen. Dies könnte durch verstärkte Bemühungen um humanitäre Hilfe, die Schaffung von Schutzzonen und die Entwicklung von internationalen Abkommen zur Vermeidung von zivilen Opfern erreicht werden.

Ein Artikel von

Lisa Hofmann
Carl de Barros Said
Michele Scapicchio