Ein Besuch auf dem Gnadenhof
Andrea Stern arbeitet schon seit 18 Jahren auf dem Argenhof. Sie ist eine der in Voll- oder Teilzeit angestellten Tierpfleger und -pflegerinnen. Sie betont, dass man den Tieren mit Offenheit begegnen solle. Dies bedeute für sie auch, sie zu nichts zu zwingen, sondern frei entscheiden zu lassen. „Nur eine 'Satt-und-sauber-Pflege' gibt es bei uns nicht“, sagt Andrea, während sie mit der Ziege Lucky kuschelt.
Insgesamt leben 180 Tiere auf dem Argenhof. Täglich werden bis zu 1.000 Kilo an Futter benötigt. Um die Tiere zu versorgen, arbeiten 24 Tierpflegerinnen und –pfleger hier. Hinzu kommen circa 50 Ehrenamtliche, die in verschiedenen Situationen unterstützen.
Ein Wegweiser nahe des Eingangs zeigt den Besuchern den Weg zu den Gehegen. Die Pflegerinnen und Pfleger achten darauf, wer mit wem zusammenleben kann. Dadurch kann es auch vorkommen, dass Ziegen gemeinsam mit Eseln in einem Stall leben.
So lebt beispielsweise das Walliser Schwarznasenschaf Sepp in einem Mischgehege mit anderen Schafen und Lamas. Bevor Sepp auf den Argenhofkam, lebte er in einer Zucht. Als er geschlachtet werden sollte, meldete sich eine Frau bei dem Hof, um dort einen Lebensplatz für ihn zu finden. Hier muss Sepp nicht mehr seiner Funktion als Zuchtbock nachkommen.
Auf dem Hof leben insgesamt 41 Pferde. Thomas Diener arbeitet vor allem mit den Wildpferden zusammen. Für sie ist er auch in gewisser Weise eine Bezugsperson. Generell haben alle Tiere auf dem Argenhof zwei Bezugspersonen, von denen immer eine vor Ort ist.
Das Pony Sissi ist schon über 30 Jahre alt. „So alte Tiere sieht man sonst selten“, sagt eine Mitarbeiterin des Gnadenhofs. Solange es medizinisch nicht notwendig ist, werden die Tiere auf dem Argenhof nicht eingeschläfert.
Carmen Weise arbeitet am liebsten mit den Schweinen zusammen „Seitdem ich mich mit Schweinen beschäftige, habe ich gemerkt, was für faszinierende Lebewesen sie sind. Sie sind viel mehr als Masttiere. Sie sind vor allem schlau und haben auch Gefühle wie wir Menschen.“ Als Bezugsperson ist sie fast jeden Tag bei ihnen und streichelt sie gerne.
Im Gegensatz zu den ehemaligen Mastschweinen brauchen die Wildschweine mehr Platz. Für sie wurde ein rund 6.000 Quadratmeter großes Gehege im Wald angelegt. Laut Betriebsleitung ist es geplant, das Waldgrundstück des Argenhofs zu erweitern.
Der Gnadenhof finanziert sich rein durch private Spenden. Außerdem können Tierpatenschaften übernommen werden. Hierbei werden einzelne Tierarten monatlich oder jährlich mit Zahlungen unterstützt. Manchmal besuchen die Paten auch ihre Patentiere.
Einige der auf dem Hof lebenden Lamas bewegen sich frei auf dem Gelände des Argenhofs und leben nicht in einem festen Gehege. Sie halten sich dort auf, wo es ihnen gerade gefällt.
Das Heu auf dem Hof wird normalerweise mit einem Bettlaken abgedeckt, um es vor Feuchtigkeit zu schützen. Doch wenn die Lamas Hunger haben, schieben sie das Laken vom Heu, ob die Pflegerinnen und Pfleger es wollen oder nicht.
Nicht nur die Lamas laufen frei auf dem Hof herum, auch einige Hühner bewegen sich abseits der Gehege. „Natürlich sind hier Zäune, jedes Tier hat seine Verhaltensauffälligkeiten, aber jeder wird sein gelassen, wie er ist. Das ist auch eine Freiheit“, sagt eine Tierpflegerin des Argenhofes.
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