Dienst zu später Stunde
A99: Ein Auto bleibt auf der rechten Fahrspur liegen. Abschlepp-Profi Marco Garske muss jetzt schnell Handeln und die Gefahr auf der Autobahn beseitigen. Der Verkehr rauscht nur wenige Meter entfernt an ihm vorbei.
Garske arbeitet seit einem Jahr als Fahrer bei der Abschleppfirma Vorleitner. Doch er sei weit mehr als nur der Pannendienst: „Oft bin ich der erste, mit dem die Leute nach einem Unfall wirklich sprechen. Da muss ich auch ein bisschen Psychologe sein, die Menschen erstmal beruhigen“, sagt der 39-jährige.
München in der Abenddämmerung: Garske fährt schon seit dem Nachmittag von Auftrag zu Auftrag. Er hält auf dem Bürgersteig, um den Berufsverkehr nicht zusätzlich aufzuhalten. Trotz der gelben Warnlichter wird beim langsamen Heranfahren an die Unfallstelle mehrfach gehupt. „Sowas bringt mich nicht aus der Ruhe“, sagt Garske gelassen.
Die Ladungssicherung ist für den ehemaligen Schwerlasttransportfahrer Routine. Zügig fixiert er die Spanngurte. „Neue Aufträge kommen durchgehend von früh bis spät, tout le jour“, erzählt Garske. In München gibt es drei große Abschlepp-Unternehmen, die Auftragslage ist hoch.
Meistens fährt Garske einen 7,5 Tonnen schweren LKW. Ein Spezialumbau. Angepasst an die Auftrags- und Personallage fährt er aber auch kleinere Fahrzeuge. „Das wird oft eng in der Münchner Innenstadt, da muss man Stressresistent sein. Das bin ich, sonst wäre das der falsche Beruf“, sagt er.
Zurück auf der A99: Garske hat das Fahrzeug verladen. Beim Arbeiten auf der Autobahn müsse er immer ein Auge auf den Verkehr haben. „Einmal hat mich ein vorbeifahrendes Auto mit dem Spiegel erwischt, das gab böse blaue Flecken“. Schlimmeres sei ihm bisher aber nicht passiert. Seiner Frau verspreche er immer wieder, dass vorsichtig zu sein.
Über ein Tablet werden Aufträge von der Zentrale zugeteilt. Garske bekommt dadurch alle wichtigen Informationen.
Ein loses Bremsblech: kein Problem für Garske. Wenn möglich, repariert er auch vor Ort. Jeder Auftrag sei wie ein Überraschungsei, deshalb werde es für ihn auch nie langweilig.
Im Rotationsprinzip wechseln Garskes Schichten wöchentlich. Die Spät- und Nachtschichten möge er besonders - nicht nur wegen der zusätzlichen Bezahlung. „Ich liebe die Nachtschicht. Es ist wenig los auf den Straßen, ich komme schnell voran und kann in Ruhe arbeiten“, schwärmt Garske.
Feierabend: Garske freut sich auf Zuhause. Am Schichtende um Mitternacht kehrt er zum Betriebsgelände zurück. Das Abschleppfahrzeug parkt vor einem ausgebrannten Autowrack. Es sind nicht nur leere Batterien oder Reifenpannen, zu denen Garske gerufen wird.
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