Freiheit durch Verzicht: Ein Leben im Kloster
Die Franziskaner Mönche in München pflegen einen Lebensstil, der anders ist als ihn die meisten kennen. Für Außenstehende mag es manchmal gar unvorstellbar sein. Denn ein Leben als Mönch bedeutet, sein altes Leben hinter sich zu lassen und viele Freiheiten aufzugeben.
Doch Bruder Natanael und 19 weitere Franziskaner sind mit diesem Leben mehr als zufrieden. „Ich habe es nie bereut, in den Orden eingetreten zu sein.“ Er habe zwar auch vorher ein erfülltes Leben mit Haus, Auto und einem guten Job gehabt, sei aber jetzt zufriedener, so Bruder Natanael.
Der Verzicht im Leben wird durch die drei Knoten am Habit symbolisiert. Beim vollwertigen Eintritt in den Orden, nach circa 7-8 Jahren „Probezeit“, schwören die Brüder ehelose Keuschheit, Armut und Gehorsam. „Die Regeln sind aber nicht so streng, wie sie sich zuerst anhören", so Natanael. "Mit Armut ist heute eher Bescheidenheit gemeint. Das heißt, dass man nicht mehr besitzt als absolut notwendig. Und Gehorsam bedeutet auch nicht die absolute Hörigkeit."
Jedes Ordensmitglied hat im Kloster sein eigenes Zimmer - ohne großen Luxus. Auch daran kann man die Bescheidenheit der Franziskaner erkennen. Doch Bruder Natanael ist damit sehr zufrieden. Er fühle sich freier als vorher, da er sich keine Gedanken und Sorgen machen müsse, ob das Geld am Ende des Monats reicht oder ob er neue Sachen braucht.
Zum Leben der Franziskaner gehört natürlich auch der vom Orden geregelte Alltag. Jeder Tag startet um 7 Uhr mit dem Morgengebet und der anschließenden Messe in der hauseigenen Klosterkirche. Doch für die Brüder ist die tägliche Messe nicht verpflichtend.
Nach der Messe und dem anschließenden Frühstück geht jeder Franziskaner seinem individuellen Tagesablauf nach. Jeder Mönch hat feste Aufgaben, die ihm liegen, aber auch Aufgaben, die wöchentlich neu verteilt werden. Eine wichtige Aufgabe ist die Arbeit in der Suppenküche. Hier wird jeden Tag eine Mahlzeit für Bedürftige vorbereitet und anschließend verteilt.
Die Franziskaner möchten nach den Grundsätzen der Nächstenliebe leben. In der Suppenküche verteilen sie jeden Tag 50 bis 70 Mahlzeiten an Bedürftige in München.
Als gelernter PR-Fachmann hat Bruder Natanael außerdem die Aufgabe, mit weiteren Mitarbeitern die Ordenszeitschrift zu gestalten. Dies geschieht online und ohne Habit. „Die Ordenskleidung müssen wir nur tragen, wenn wir repräsentative Aufgaben für den Konvent erledigen. Ansonsten tragen wir normale Alltagskleidung.“
Einmal am Tag sieht sich Bruder Natanael zudem die Fürbitten der Gemeinde an. Diese werden dann mit in die Gebete aufgenommen. „Das Beten ist auch eine Zeit, in der ich meine Gedanken schweifen lasse. Besonders frei fühle ich mich dabei, wenn ich nachts in den Sternenhimmel schaue und realisiere, dass wir nur kleine Sandkörner im Rad des Universums sind“, so der Bruder.
Obwohl ein Leben im Kloster mehr Freiheiten bietet als gedacht, ist es in Deutschland ein unattraktiver Lebensweg, der viele Menschen eher abschreckt als fasziniert. Heute fehlt es vor allem an Nachwuchs. In den letzten zehn Jahren mussten deshalb 13 Konvente ihre Pforten für immer schließen.
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