Mit Holz und Herz: Försters Handwerk in der vierten Generation

Mit präzisem Blick und geschickten Händen: der Schreiner bei seiner täglichen Arbeit.
Inga Schüler
Lars Förster, Inhaber der Schreinerei Förster in vierter Generation, lebt für seinen Job: „Ich arbeite 60 bis 70 Stunden pro Woche und liebe die Arbeit mit Holz. Das Handwerk bedeutet mir alles. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen.“ Damit steht er in einer langen Tradition. Die Schreinerei Förster aus Simmerath bei Aachen ist seit fast acht Jahrzehnten als Familienbetrieb im deutschen Handwerk aktiv. Über die Jahre hat sich das Unternehmen in einem Markt etabliert, der heute von mehr als 35.000 Schreinereien in ganz Deutschland, wie Statista berechnet hat, geprägt wird.

Inga Sophie Schüler
Ein typischer Arbeitstag in der Schreinerei ist für Förster abwechslungsreich: „Der Tag beginnt mit Büroarbeit, um die Einteilung der Mitarbeitenden zu planen. Anschließend fertige ich in der Werkstatt Möbel oder Haustüren. An manchen Tagen bin ich stattdessen unterwegs, montiere Teile auf den Baustellen oder übernehme kleinere Reparaturen.“ Der Nachmittag gehört meist entweder weiterer Büroarbeit oder der Produktion in der Werkstatt. Abends stehen häufig Kundentermine an - etwa für Aufmaße, Angebote oder Vorgespräche.

Inga Sophie Schüler
„Der Beruf des Schreiners ist körperlich anspruchsvoll, das kann man nicht abstreiten. Ich glaube, viele junge Leute hält es ab, eine Lehre im Handwerk zu machen, weil sie davon ausgehen, dass man sich körperlich kaputt macht und nicht viel Geld verdient.“ Schreinereimeister Förster sieht hier Handlungsbedarf, denn diese Annahmen treffen längst nicht mehr zu. Verschiedene maschinengestützte Prozesse, wie etwa diese Maschine, die Scharnierlöcher bohrt, haben die körperlichen Belastungen deutlich reduziert, und auch die Verdienstmöglichkeiten sind im Laufe der Zeit gestiegen. Dennoch leidet das Handwerk unter Nachwuchsmangel, schreibt Birgit Greuner, Redakteurin der Schlütersche Fachmedien GmbH, in einem Artikel aus 2024. Hauptgrund sei die unzureichende Aufklärung junger Menschen über handwerkliche Berufe.

Inga Sophie Schüler
Das Schwierigste an der Arbeit in der Schreinerei seien unvorhersehbare Herausforderungen, wie Materialfehler oder unpassende Gegebenheiten bei Montagen, die sich oft erst vor Ort zeigten. „Die muss man nehmen wie sie kommen“, erzählt Förster. Besonders bei Fenstern und Türen werde das Problem erst sichtbar, wenn die alten Teile ausgebaut seien. In solchen Momenten müsse das Team kurzfristig reagieren. „Erfahrungsgemäß finden wir aber immer eine Lösung.“

Inga Sophie Schüler
Neue Technologien könnten auch die Zukunft der Schreinerei Förster prägen: CNC-Fertigungen (Computerized Numerical Control) ermöglichen präzise, computergesteuerte Arbeitsschritte, wie zum Beispiel das Schneiden, Formen und Herstellen von Teilen. Digitale Tools erleichtern Abrechnungen und Angebote – letzteres könne laut Förster künftig sogar direkt von der Baustelle aus geschehen. Doch während die Digitalisierung Fortschritte bringe, sehe das Team auch Herausforderungen. Das traditionelle Handwerk könne in den Hintergrund treten, und die Arbeitsteilung könne die Vielseitigkeit der Mitarbeitenden einschränken.

Inga Sophie Schüler
Förster arbeitet konzentriert an einer Maschine und schneidet präzise Holz – ein wichtiger Teil seines Handwerks, das bei ungewöhnlichen Kundenwünschen gefragt ist. „Alles, was fachlich und materialbedingt machbar ist, wird umgesetzt“, erklärt er. Bei technisch problematischen Ideen weist er auf mögliche Schwierigkeiten hin und lehnt im Zweifel ab, wenn die Umsetzung nicht sinnvoll erscheint. Geht es hingegen nur um Design oder Optik, gibt Förster zwar eine Empfehlung basierend auf seinen Erfahrungen, doch letztlich entscheidet der Kunde. „Der Kunde ist König.“

Inga Sophie Schüler
Die Inspiration für neue Designs kommt laut dem Schreiner vor allem durch die Kunden. Viele bringen bereits eigene Ideen mit, die er dann mit seinen Erfahrungen aus anderen Projekten weiterentwickelt. Natürlich lässt er sich auch durch das Internet oder Messen inspirieren, aber im Wesentlichen sind es die Wünsche und Anfragen der Kunden, die den kreativen Prozess antreiben. So kann er verschiedene Elemente kombinieren und maßgeschneiderte Lösungen entwickeln.

Inga Sophie Schüler
Diese Kommode ist eines von Försters aktuellen Projekten. Jedes Teil passt perfekt. Für ihn ist Schreinern ein Beruf mit sichtbarem Erfolg. „Man sieht sofort, was man Neues geschaffen hat“, sagt er. Das mache ihn zufrieden. Besonders freue ihn die Dankbarkeit seiner Kunden, die seine maßgeschneiderte Arbeit schätzten. Auch wenn maßgefertigte Möbel laut dem Mittelstandsverbund e.V. nur drei Prozent Marktanteil und rund eine Milliarde Euro Umsatz ausmachten, „sind die Kunden gerade bei kleineren Aufträgen froh, jemanden zu haben, der es überhaupt macht“, so der Schreiner.

Inga Sophie Schüler
Mit jedem Schleifvorgang verfeinert Förster nicht nur das Holz, sondern auch seine Arbeitsergebnisse. Die größte Motivation für ihn ist es, den Kunden genau das zu liefern, was sie sich wünschen. Auch ein voller Auftragskalender spornt ihn an, denn „unter Druck funktioniere ich am besten“, erzählt er. Wichtig sei jedoch, den Überblick zu behalten, damit der Betrieb nicht überlastet werde.

Inga Sophie Schüler
Beim Fräsen der Kommodentür zeigt sich die Vielseitigkeit des Schreinerhandwerks. „Man kann sehr kreativ arbeiten, es gibt ungezählte Möglichkeiten“, erklärt Förster. „Es ist wichtig, alle Bereiche des Berufs kennenzulernen. Ein breit aufgestellter Betrieb bietet Auszubildenden die Chance, alle Bereiche des Handwerks zu erkunden und individuelle Schwerpunkte zu setzen.“
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