Warme Füße - grüner Fußabdruck
Es ist Ende Februar in Niederbayern. Die Temperaturen pendeln um den Gefrierpunkt, die Winterjacke hängt noch griffbereit in der Garderobe. Alexandra Primus, 52 Jahre alt, kurz Alex genannt, macht sich bereit, um zur Arbeit zu fahren. Ihr ist warm, sie friert nicht. Ihre Heizung ist auf niedrigster Stufe eingestellt, dennoch beträgt die Raumtemperatur 22 Grad.
Sie und ihr Sohn Nico Scholin, 20 Jahre alt, wohnen in einer drei Zimmer Wohnung in einem Kfw-40-Plus Haus, auch Passivhaus genannt.
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Ein Passivhaus ist ein Niedrigenergiehaus. Es ist hochgedämmt und nutzt Wärmequellen wie Sonneneinstrahlungen oder technische Geräte, wie Ofen oder auch die Abluft des Kühlschrankes. „Im Winter heize ich minimalst, im Sommer muss ich mein Schlafzimmer sogar kühlen.“ beschreibt Alex. „Vorher habe ich in einer Altbauwohnung gelebt. Da lief der Schwedenofen den ganzen Tag, trotzdem hatte ich eine Wärmflasche im Kreuz, damit ich überhaupt sitzend arbeiten konnte.“
Ein Altbau Baujahr 1980 verbraucht 150 kWh Heizenergie, ein Neubau Baujahr 2003-2006 verbraucht 65 kWh und ein Passivhaus Stand 2017 verbraucht 15 kWh. Das sind 90 Prozent weniger als bei einer Altbauwohnung. „Mein Stromanbieter hat mich auf 110 Euro pro Monat eingestuft. Jetzt wurde ich aber auf 73 oder 79 Euro zurückgestuft.“, berichtet Alex und nippt an ihrem Wasserglas.
18:30 Uhr am selben Tag: Alex kommt heim. Die Abendsonne scheint in ihre Wohnung und ein gleichmäßiges Brummen macht sich bemerkbar. Die Lüftung. Das Passivhaus nutzt eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Wärmerückgewinnung bedeutet hier, dass die in der Abluft enthaltene Wärme in einem Keramikkern gespeichert wird und auf die neu zugeführte Luft übertragen wird. So erspart man sich das Fensterlüften im Winter und lässt die Kälte draußen. Verboten ist es jedoch nicht. Gelüftet werden kann nach Belieben des Bewohners selbst. „Wir haben in jedem Raum die Lüftung an und immer so 50 Prozent Luftfeuchtigkeit.“, schaltet Nico sich ein. „Ich wohne unter der Woche in einer Altbauwohnung in München. Wenn ich da abends ins Bett gehe und die Heizung auf 16 Grad eingestellt und die Luftfeuchtigkeit bei 40 Prozent ist, habe ich morgens bei einer Raumtemperatur von 15 Grad, eine Luftfeuchtigkeit von 75 Prozent und die Fenster sind von innen Nass.“, kritisiert Nico. „Die Feuchtigkeit kann ja auch nirgends hin.“
Manchmal heißt es, im Passivhaus sei die Luft zu trocken. In einem Passivhaus gibt es keine zu feuchte Luft. Im Winter kann es aber sein, dass die Luftfeuchtigkeit weniger, als 30 Prozent beträgt. Kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen. Wird die kalte Außenluft angesaugt, bringt sie wenig Feuchtigkeit mit. Das ist ein Fakt, hat aber wenig mit dem Passivhaus zu tun. „Wenn die Luftfeuchtigkeit hier zu niedrig wird, mach ich den Luftbefeuchter an.“, erklärt Alex.
Alex und Nico ziehen Bilanz. „Ich war Altbau und kalte Wohnungen gewöhnt. Für uns beide ist es eine Lebensqualität, die jetzt hier entstanden ist.“, freut sich Alex. Auch Nico kann nur zustimmen: „Das einzig Negative ist, dass hier mehr verbaut wurde, was auch kaputt gehen kann, die Lüfter zum Beispiel.“
Das Leben in einem Passivhaus sei umweltfreundlich und komfortabel, berichten die Bewohner. Sie können ihr Zuhause nach ihrer Vorstellung heizen und belüften. „Bei den Nachbarn zum Beispiel läuft der Lüfter die ganze Zeit auf höchster Stufe. Die mussten auch schon den Filter austauschen. Das war aber wohl ganz leicht.“, erklärt Alex.
Müssten die beiden sich auf die Suche nach einer neuen Wohnung begeben, wäre ein Niedrigenergiehaus ein Kriterium für sie. „Vielleicht nicht Punkt eins, weil Lage und Preis eben eine große Rolle spielen, aber in den Top drei wäre es allemal!“
In der direkten Nachbarschaft stehen noch zwei weitere Kwf-40-Plus Häuser. Sind Alex und Nico die einzigen glücklichen Mieter? Wir haben uns umgehört:
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Laut unserer Umfrage stimmen 100 Prozent der Mieter zu, dass ihre Wohnung warm ist ohne zu heizen. In Bezug auf die ausreichende Dämmung und auf das Erkalten der Wohnung sind sich die Mieter auch einig. Ihre Wohnungen sind ausreichend gedämmt und werden nicht schnell kalt. Nur einer empfindet das Erkalten der Wohnung als zu rasch. Über allgemeine Vorteile eines Passivhauses, staatliche Förderungen oder den Fakt, dass die Lüftung eines Passivhaueses das Herzstück ist, sind die Mieter unterschiedlich informiert. Alex und Nicos Stimmungsbild in Bezug auf die Wichtigkeit der Energieeffizienzklasse wird deutlich vertreten. 87 Prozent der Nachbarschaft gibt an, dass ihr die Energieeffizienzklasse nicht egal ist.
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