Watscheln in die Freiheit
Ob verwaist, erkrankt oder verletzt - im Tierheim München Riem finden hilfsbedürftige Tiere Schutz und Fürsorge. Das Heim wird zu großen Teilen durch Spenden finanziert.
Seit Juni werden sieben Höckerschwäne im eigenen Weiher aufgezogen. Sie wurden von einem Spaziergänger am Eisbach aufgefunden, allein und geschwächt. Jährlich werden in der Wildtierstation über 3.000 solcher Wildtiere gepflegt und anschließend kontrolliert ausgewildert.
„Die jungen Schwäne lieben Salat“, erzählt Tierpfleger Jacek Nitsch. Ebenso mögen Sie Mais, Äpfel oder etwas Haferflocken. In freier Wildbahn sind ihre Leibspeisen Wasserpflanzen und Insekten. Brot ist hingegen ungesund und kann bei den Tieren zu Koliken bis hin zur Vergiftung führen.
Alles wird dokumentiert — von den Medikamenten bis hin zur täglichen Fütterung. Die jungen Schwäne haben keinen Namen, dadurch soll bei der Pflege eine emotionale Bindung zu den Wildtieren verhindert werden.
Nach vier Monaten in der Wildtierstation sind die jungen Schwäne nun kräftig genug für ihre Auswilderung. Von anfänglich sieben Schwänen werden sechs ausgewildert, ein Jungschwan starb an den Folgen einer Viruserkrankung.
Alles steht bereit für den großen Tag der Auswilderung. Die Herausforderung: Das Einfangen der jungen Schwäne. Dies wird nicht ohne Gegenwehr gelingen, die flinken Wasservögel können enorme Kräfte entfalten und mit ihren Flügeln schwere Verletzungen verursachen.
Mission geglückt! Nach langem Hin und Her sind alle sechs Schwäne eingefangen und in ihren Käfigen. Widerwillig sind sie bereit für den Transport in ihr neues Zuhause.
An der Isar, nahe des Tierparkes Hellabrunn an der Thalkirchner Brücke, wird das neue Zuhause der Schwäne sein. Hier sind die Bedingungen für Schwäne optimal. Dort haben sie eine lange Start- und Landebahn im Wasser sowie reichlich Möglichkeiten an Nahrung zu gelangen.
Noch etwas skeptisch aber neugierig beäugen die anderen Artgenossen die Neulinge in ihren geschlossenen Käfigen. Doch kaum werden die Tore in die Freiheit geöffnet…
... stürmen die jungen Schwäne über das Ufer direkt ins Wasser. Dort suchen sie auf schnellstem Weg nach Schutz in dem noch unbekannten Gewässer. „Diese Momente sind die schönsten in unserem Job!“, erzählt Inspektorin Alexandra Knuth.
Die Neuen finden sich nach dem ersten Schreck zusammen und erkunden dann mit ihren Geschwistern das Gewässer. Da sie erst in den nächsten Monaten das Fliegen lernen werden, bietet ihnen das Wasser bis dahin die größtmögliche Sicherheit.
Nach einiger Zeit und anfänglichen Berührungsängsten werden die Neulinge von oben bis unten begutachtet. Höckerschwäne zählen zu den geselligen Wasservögeln und leben besonders in den Herbst- und Wintermonaten in Kolonien zusammen.
Einige Wochen später: Die jungen Schwäne haben ihren Platz in der Gruppe gefunden und mausern sich langsam zu erwachsenen Schwänen. In wenigen Wochen werden sie vollständig weiße Federn haben und der Altersunterschied wird nicht mehr zu erkennen sein. Sie sind frei.
Schwäne können bis zu zwanzig Jahre alt werden. Sie bleiben sich ein Leben lang treu und versorgen gemeinsam ihre Jungtiere. In Märchen verkörpern die eleganten
Wasservögel Reinheit und Treue, sowie die Liebe als höchstes Gefühl.
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