Sport

Über den Wolken

Lena Techam
Lesezeit 8 Minuten
Mielke Techam beim Fallschirmspringen
Credit: Lena Techam
Ist über den Wolken die Freiheit wirklich grenzenlos? Madlen Mielke kann diese Frage beantworten. Denn ihre Definition von Freiheit ist es, mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug zu springen. Eine Fotoreportage.
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Mielke macht sich bereit
Credit: Lena Techam

Am Sprungplatz Thalmässing bei Nürnberg angekommen bereitet sich Mielke erstmal in ihrem Wohnmobil vor. „Zum Glück habe ich mich bisher noch nicht ernsthaft verletzt. Blaue Flecken und verstauchte Knöchel gehören aber schon dazu", sagt sie. Die Bandage habe sie sich deshalb nach ihrem ersten Landefall aus zwei Metern geholt. "Sie gibt mir ein besseres Gefühl.“

 

 

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Packen des Fallschirms
Credit: Lena Techam

Bevor Mielke sich in der Luft aus einem Flugzeug stürzt, checkt sie ihre Ausrüstung. Besonders wichtig ist das Notfallsystem als Überlebensversicherung. Es öffnet den Schirm automatisch bei einer Höhe von 400 Metern.

 

 

 

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Anlegen des Jumpsuits
Credit: Lena Techam

Viele Fallschirmspringer springen meist in Jeans, T-Shirt und Turnschuhen. Doch gerade im Herbst herrschen in der Absprunghöhe von 4.000 Metern bereits Minusgrade. „Erste Herausforderung des Tages: In welchen Anzug passe ich mit den ganzen warmen Klamotten rein?“

 

 

 

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Sicherheitscheck
Credit: Lena Techam

Als Sprungschülerin wird bei Mielke vor jedem Sprung ein letzter Sicherheitscheck gemacht. Dabei kontrolliert der Sprunglehrer den richtigen Sitz der Gurte und das Notfallsystem. „Es gibt nichts Unangenehmeres als falsch eingestellte Gurte, die einem das Blut abschnüren“, sagt Mielke.

 

 

 

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Einstieg in den Flieger

„Anfangs hatte ich schon etwas Bammel vor diesem kleinen Flugzeug. Es gibt ja nicht mal richtige Sitzplätze und alles wackelt. Aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.“ Zusammen mit Mielke können neun weitere Fallschirmspringer mit der Cesna ‚Feli‘ in die Lüfte steigen.

 

 

 

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Im Flieger
Credit: Lena Techam

Nervös? Mit der Anspannung vor dem Sprung geht jeder anders um. Manche reißen Witze und unterhalten sich, andere genießen die Aussicht oder dösen. „Gerade bei den ersten Sprüngen mit vielen Schülern an Bord haben wir laut gesungen, um uns zu beruhigen", erzählt Mielke. "Ansonsten versuchen wir, nur Positives anzusprechen, auch wenn einen die Probleme schon mal bis hoch begleiten.“

 

 

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Fertigmachen zum Sprung
Credit: Lena Techam

Nach etwa 15 Minuten ist es soweit: Die Sprunghöhe ist erreicht. Als letztes kontrolliert Mielke den Luftraum auf andere Flugzeuge oder Hindernisse. „Das höchste Risiko beim Springen ist eine Kollision in der Luft", sagt sie. Das gehe auch selten gut aus. "Wenn ich den Luftraumcheck mache, dann übernehme ich für alle Springer an Bord die Verantwortung.“

 

 

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Im freien Fall
Credit: Lena Techam

"Rigg, Sit Fly oder Tracking": Während die Gespräche am Boden ihre eigene Sprache haben, findet die Kommunikation in der Luft nur durch Handzeichen statt. Was hier wie ein Peace-Zeichen aussieht, ist in Wahrheit eine Anweisung für Mielkes Beinhaltung.

 

 

 

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Der Schirm öffnet sich
Credit: Lena Techam

Keine Probleme, keine Gedanken und nichts um einen herum – so beschreibt Mielke das Gefühl beim Sprung. „Es fühlt sich an wie Fliegen. Es gibt nur mich und meinen Fallschirm. Hier haben meine eigenen Entscheidungen großen Einfluss. Trotzdem kann ich dabei meinen Kopf einfach mal ausschalten.“

 

 

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Landung
Credit: Lena Techam

„Am meisten Angst habe ich vor der Landung und davor, mir etwas zu brechen. Aber die Landung ist vor allem Kopfsache.“ Meist bremse sie zu früh. Wenn das passiert, dann hat der Schirm keine Vorwärtsbewegung. Ohne diese, erklärt Mielke, "bleibt man in der Luft stehen und fällt dann schon mal aus zwei Metern herunter. Dies nennt man auch Landefall."

 

 

 

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Geglückte Landung
Credit: Lena Techam

"Wenn man den Schirm nach der Landung zusammenpackt, muss man darauf achten, dass sich die Leinen nicht verheddern - und sich kein blinder Passagier einschleicht. Bei einer anderen Springerin hat sich schon mal ein Hase im Schirm verfangen und ist bis zum Hangar mitgefahren."

 

 

 

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Packen des Schirms
Credit: Lena Techam

Nach dem Packen wird die kleine Tasche, genannt Pod, in den Fallschirmrucksack gepackt. „Tetris ist für Anfänger. Versuche mal einen Fallschirm mit über 20 Quadratmetern in den kleinen Pod zu bekommen“, sagt Mielke. Sie darf allerdings ihren Schirm noch nicht selbst packen, da ihr der Packschein fehlt.

 

 

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Sprung
Credit: Lena Techam

Bei mehreren Sprüngen am Tag scheinen die etwa 50 Sekunden freier Fall auch mal langweilig werden zu können. „Die Aussicht bleibt immer gleich. Da freue ich mich über jeden Sprungauftrag mit Rolle, Salto oder Tracken (Anm.: Sturzflug). Das ist gar nicht so leicht wie man vielleicht denkt. Am schwierigsten finde ich einen Salto.“ Den werde sie wohl noch einige Sprünge lang üben müssen.

Ein Artikel von

Lena Techam