Wirtschaft

Rheinmetall im Aufwind: In Krisenzeiten zu Gewinn und neuem Image?

Lucca Hahn
Stefanie Wittwer
Lesezeit 5 Minuten
Der Schützenpanzer PUMA im Gelände.
Eines der wichtigsten Projekte der letzten Jahre war die Ablösung des Schützenpanzers Marder durch den PUMA.
Credit: Rheinmetall
Die Ära, in der Rüstungsgegner vor den Werkshallen demonstrierten, ist Geschichte. Der Krieg in der Ukraine hat das Image von Rheinmetall völlig transformiert. Doch scheint das nur so, weil der Krieg vor der eigenen Haustür stattfindet oder profitiert Rheinmetall von den Ereignissen in Europa und im Nahen Osten mehr als zuvor? Einblicke in einen Konzern im Zeitenwandel.
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So wie viele andere Konzerne, ist auch die Rheinmetall AG abhängig von äußeren Faktoren. Und dabei ist die Politik nicht unwesentlich beteiligt. Doch hatte auch jeder Konflikt der letzten Jahre Einfluss auf den Rüstungskonzern?

Trotz der Annexion der Krim 2014 ist die Umsatzsteigerung von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr nicht auf die Krise im Osten zurückzuführen. Wichtige Projekte wie die Ablösung des Schützenpanzers Marder durch PUMA und ein Großauftrag der norwegischen Streitkräfte im Logistikbereich waren ausschlaggebend. Die Krimkrise blieb dabei eher im Hintergrund und ohne Auswirkungen auf den Konzern selbst.

Die erste globale Veränderung, die auch Folgen für das Unternehmen hatte, war die COVID-Pandemie Anfang 2020. Rheinmetall verzeichnet plötzlich den ersten großen Umsatzeinbruch von sieben Prozent zum Vorjahreswert – eine Folge des Stillstands in der internationalen Automobilproduktion. Hier musste der Konzern allein 2020 27 Prozent Umsatz innerhalb des Sektors „Automotive“ einbüßen.

 

Dieses Verlustjahr veranlasste die Konzernleitung ihre Strategie neu zu denken: sie legte den Fokus auf zukunftsfähige Technologien und Geschäftsfelder wie Digitalisierungslösungen und KI-Softwares. Im Rahmen dieser Neuausrichtung wurde die bisherige organisatorische Trennung der Unternehmensbereiche „Automotive“ und „Defence“ aufgehoben. Die neue Struktur umfasst seitdem zusätzlich die Geschäftsfelder „Materials and Trade“ und „Sensors and Actuators“. Ein Plan, der aufging, denn seit Anfang 2021 fängt das Unternehmen wieder an, Gewinn einzubringen. Die Neuausrichtung des Konzerns, aber auch der Angriffskrieg der Russen auf die Ukraine, ließen die Verkaufszahlen steigen. Ein Konflikt, der auch die Haltung zum Thema „Krieg“ in der deutschen Bevölkerung maßgeblich veränderte. Angesichts des russischen Angriffskriegs planen einige NATO-Staaten wie die Niederlande und Norwegen mehr Geld für ihre Sicherheit auszugeben. Rheinmetall rechnet deshalb für das laufende Jahr mit 12 Prozent mehr Umsatz, bei dem vor allem der Bereich Waffen und Munition (Weapon and Ammunition: siehe Grafik) große Auswirkungen hat.

Insgesamt ist zu erkennen, dass Rheinmetall trotz Krise und Pandemie seinen Umsatz steigern konnte. Die Fokussierung auf zukunftsfähige Technologien und die Neuausrichtung der Unternehmensstruktur trugen entscheidend dazu bei und sind Grund für den anhaltenden Erfolg des Konzerns.

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Lucca Hahn
Stefanie Wittwer