Wirtschaft

“Jeder Tag war 'ne Hölle” - Einkaufen in der Pandemie

Annemarie Ney
Joana Trier
Oguzhan Özdag
Lesezeit 4 Minuten
Desinfektionsspender draußen vor der Ladentür
Desinfektionsspender gehören mittlerweile zum Einkaufsalltag.
Credit: Ney, Özdag, Trier
Seit dem Ausbruch von Covid-19 in Deutschland ist nichts mehr wie es war. Maskenpflicht, Abstandsregeln und Kontaktverbot prägen den Einkaufsalltag. Inzidenzzahlen entscheiden über Lockdown, Einschränkungen und Öffnungszeiten. Der Einzelhandel und die Gastronomie mussten größtenteils schließen, um die weitere Ausbreitung zu verhindern. Supermärkte durften weiterhin geöffnet bleiben, da der Zugang zu Lebensmitteln gewährleistet werden musste. Maskenpflicht und Abstandsregeln prägen nun den Einkaufsalltag. Wir sind der Frage nach den Auswirkungen auf das Kaufverhalten nachgegangen.
Lesezeit 4 Minuten

In Zusammenarbeit mit dem EDEKA-Hertscheck in Neubiberg haben wir das Kaufverhalten unter die Lupe genommen. Besitzer, Mitarbeiter und Kunden standen uns Rede und Antwort.

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Der erste Lockdown brachte nicht nur Panik, sondern auch leere Regale in die Supermärkte. Wortneuschöpfungen wie “Hamsterkäufe” und “AHA-Regeln” gewannen immer mehr an Bedeutung. Laut Besitzer Robin Hertscheck haben die Kunden seinen Angestellten und ihm während dieser Zeit sprichwörtlich die Hölle heiß gemacht. Auf der einen Seite Personen mit Einkaufswagen voller Hygieneartikel und auf der anderen Seite Personen, die vergeblich danach suchten.

Doch wie hat sich das Ganze auf die Einkaufstage ausgewirkt? Alle folgenden Daten wurden von Edeka Hertscheck zur Verfügung gestellt.

 

 

Auffällig ist, dass die Kunden auch innerhalb der Woche immense Einkäufe getätigt haben und sich die Umsätze, im Vergleich zum Vorjahr, teilweise fast verdoppelt haben. Genau in diesem Zeitraum kämpften Supermärkte und Zulieferer gegen leere Regale, da Hamsterkäufe zu Lieferengpässe führten. Diese Situation sorgte bei Supermärkten deutschlandweit für eine angespannte Lage und auch der Besitzer des EDEKA-Hertscheck hatte mit diesem Druck zu kämpfen. “In der Zeit war`s definitiv nicht leicht für uns”, so Herr Hertscheck. Durch die neuen Lieblingseinkaufstage der Kunden und dem großen Ansturm wurden die Bestellsysteme überlastet.

Doch was passierte beim zweiten Lockdown? Ist der Lockdown mittlerweile zum Alltag geworden?

 

Im Verlauf der Pandemie legte sich die Sorge um Lieferengpässe und leere Regale. Das Gefühl von Normalität kehrte langsam zurück und der Kampf um Hygieneartikel und Lebensmittel fand allmählich den Weg raus aus den Supermärkten. Geschlossene Restaurants und kaum Möglichkeiten für andere Aktivitäten ließen auch den letzten Kochmuffel zum Profikoch mutieren. Das könnte unter anderem die Erklärung für die immer noch steigenden Umsätze sein. Homeoffice und die Angst vor einer Ansteckung ließen allerdings den Umsatzanstieg am Samstag alt aussehen. Die Notwendigkeit, ausschließlich den Samstag als Lieblingseinkaufstag auszuwählen, besteht nicht mehr. Deswegen verteilen sich die Kunden mehr auf alle weiteren Einkaufstage unter der Woche.

Aber wie viel geben wir überhaupt pro Einkauf aus? War das Hamsterphänomen wirklich real?

 

Ja, Hamstern war real! Über das gesamte Pandemiejahr 2020 hinweg ist klar zu erkennen, dass die Kunden durchschnittlich mehr Geld ausgegeben haben. Insbesondere während der Lockdownphasen wurde der Einkauf im Supermarkt zum neuen Highlight der Woche. Zum Glück gab es das Sommerloch auch im Lebensmitteleinzelhandel, so konnten die Mitarbeiter nach Monaten endlich mal durchschnaufen, denn “jeder Tag war wie Weihnachten”, sagte Besitzer Herr Hertscheck über die fordernde Lockdownzeit.

 

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Kassenzettel im Zwischenraum der Rolltreppen
"Definitiv mehr Einkauf pro Kassenbon"
Credit: Ney, Özdag, Trier

 

Doch was sagen die Kunden über sich selbst? Hat sich etwas verändert? Wir haben 50 Kunden befragt.

Die Kunden bestätigten unsere Vermutungen! Bei den meisten hat sich das Einkaufsverhalten verändert. Vor der Pandemie haben die Befragten durchschnittlich zweimal Woche ihre Einkäufe getätigt. Der Durchschnitt der Befragten gab an, dass sie während der Corona-Krise nur noch einmal pro Woche einkaufen. Laut Umfrage versuchen sie es zu vermeiden, am Wochenende einzukaufen, da dort die Supermärkte häufiger besucht werden. Die Kunden gaben an, dass sie den Dienstag als ihren neuen Lieblingseinkaufstag entdeckt haben. Dagegen zeigen die Unternehmenszahlen, dass der Montag der neue Einkaufsfavorit ist

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grüner Daumen zeigt nach oben (Ja 61%9, roter nach unten (Nein 39%)
Credit: Ney, Özdag, Trier - eigene Umfrage

Schließlich bleibt zu sagen, dass die Pandemie einen Einfluss auf unser Kaufverhalten hatte. Wir haben alle versucht, uns der Situation anzupassen: Ob neue Einkaufstage, die Menge oder die Häufigkeit des Einkaufs. Last but not least, haben wir uns verändert.

Ein Alltag ohne Einschränkungen und Maßnahmen ist derzeit schwer vorstellbar. Doch Herr Hertscheck ist sich sicher, dass die Lebensmittelversorgung ein Leben lang bestehen bleibt. Für Mitarbeiter Juan sei es wichtig, dass die Kunden trotz der angespannten Lage mehr Rücksicht auf ihn und seine Kollegen nehmen. Dennoch gibt es auch schöne Erlebnisse in der Krisenzeit, denn Stammkunden waren diejenigen, die Juan und seine Kollegen immer wieder aufgebaut und motiviert haben. Dieser Rückhalt und die Dankbarkeit der Kunden haben ihm die nötige Energie und das Durchhaltevermögen gegeben, die alle Mitarbeiter benötigen, um weiterhin für uns an vorderster Front zu stehen.

Ein Artikel von

Annemarie Ney
Joana Trier
Oguzhan Özdag