Wirtschaft

Revolution im Glas: Wie Unverpackt-Läden Nachhaltigkeit neu denken

Sebastian Schmidt
Niclas Seeling
Lesezeit 9 Minuten
Eine Vielzahl an Waren in den Behältern.

Bohnen, Reis, Kaffee: eine Auswahl wie in einem klassischen Supermarkt

Credit: 

Niclas Seeling

Ein radikaler Gegenentwurf zum Verpackungswahn des klassischen Einzelhandels: Lebensmittel, Kosmetik und Haushaltswaren lose oder in Mehrwegbehältern. Kunden bringen eigene Gefäße mit oder kaufen sie vor Ort. Doch dahinter steckt ein gewaltiger Aufwand.
Lesezeit 9 Minuten

Wenn man Chrissy in ihrem Münchner Laden „Servus Resi“ zusieht, wie sie sorgsam neue Ware einsortiert, wirkt es fast wie ein kleines Ritual. Der Duft nach Seife, Tee und Trockenfrüchten hängt in der Luft – alles lose, in großen Spendern oder Gläsern. Kein Plastik, keine Einwegverpackung. Doch was wie ein beschaulicher Ort nachhaltigen Konsums aussieht, ist in Wahrheit ein Nadelöhr in einem komplexen Netzwerk ökologischer, logistischer und wirtschaftlicher Herausforderungen. Denn eine große Hürde liegt in der Beschaffung. Viele Produkte gibt es nicht in geeigneten Großgebinden oder Mehrwegverpackungen. Zudem bestehen zum Teil hohe Mindestbestellmengen und logistische Hürden – vor allem bei Speditionslieferungen oder fehlenden standardisierten Rücknahmesystemen.

Viele Unverpackt-Läden arbeiten an der wirtschaftlichen Belastungsgrenze. Im Schnitt erzielen sie einen Jahresumsatz von etwa 170.000 Euro. Zu wenig, um dauerhaft alle Betriebskosten zu decken. Laut Erhebungen finanziert sich nur etwa die Hälfte der Läden dauerhaft aus dem laufenden Geschäft. Die Gründe sind vielfältig: hoher Personaleinsatz, kleinteilige Bestellprozesse, teure Lagerhaltung und der Verzicht auf margenträchtige Industrieprodukte. Zentrale Herausforderungen sind fehlende Benchmarks, Standardlösungen und eine klare betriebswirtschaftliche Orientierung. Viele Gründerinnen und Gründer kommen ursprünglich auch gar nicht aus dem Einzelhandel. 

Unverpackt-Läden sind nicht nur Verkaufsorte, sondern auch Bildungsräume. Sie informieren über Lieferketten, geben Hintergrundinfos zu Produzenten und kommunizieren offen über die Preisgestaltung. Vertrauen und Authentizität sind das wichtigste Kapital. Nicht zuletzt, um sich vom Greenwashing großer Ketten abzugrenzen.

Erfahrt mehr dazu im Video.

An dieser Stelle wird ein Inhalt eines externen Anbieters wiedergeben. Dabei werden personenbezogene Daten wie z.B. Ihre IP-Adresse an den Anbieter übermittelt. Der externe Anbieter kann diese auch dazu verwenden, Ihr Nutzungsverhalten mithilfe von Cookies oder anderen Tracking-Technologien zu Marktforschungs- und Marketingzwecken zu analysieren.

Die Übermittlung Ihrer Daten an den externen Anbieter wird so lange verhindert, bis Sie aktiv auf diesen Hinweis klicken. Technisch gesehen wird der Inhalt erst nach dem Klick eingebunden.

Ein Artikel von

Sebastian Schmidt
Niclas Seeling