Wirtschaft

War on Cash

Thorben Frahm
Maximilian West
Ben Hecker
Lukas Goseling
Lesezeit 10 Minuten
Bitcoin
Credit: Pexels
Oft wird davon gesprochen, dass Kryptowährungen eine positive Revolution für den CO2-Fußabdruck darstellen. Allerdings steigt der Stromverbrauch von Bitcoin nahezu täglich. Wir haben uns daher genauer angeschaut, wie nachhaltig der Bitcoin wirklich ist. 
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Um das Bargeld ist ein Kampf entbrannt. Der ,,War on Cash” tobt weltweit und gilt einem Gut, dass die Menschheit seit rund 2.500 Jahren begleitet. Immer mehr Akteure begrüßen eine ausschließliche Nutzung von Kartenzahlung bzw. digitalen Bezahlmethoden, woraufhin sich unausweichlich auch eine rein digitale Währung gebildet und etabliert hat. Einer der wichtigsten Gründe der Bargeld-Gegner sind die Emissionen, welche von sogenannten Fiatgeld, wie Scheine und Münzen, ausgehen und unserer Umwelt schaden. Wir alle nutzen Bargeld tagtäglich und machen uns kaum Gedanken darüber, inwieweit dies mit dem Umweltschutz in Verbindung zu bringen ist.

Auch Bankunternehmen ist diese Umweltbelastung natürlich nicht unbekannt. Alleine 138 Mrd. Cent/Euro-Münzen mit einem Gesamtwert von 31 Mrd. Euro waren zum Januar 2021 im Umlauf. Für die Herstellung dieser Münzen benötigte es mehrere Millionen Tonnen von Rohstoffen. Aufgrund dessen wurden im Auftrag der niederländischen Nationalbank im Oktober 2018 durch Hanegraaf et al. umfangreiche Daten zum Umwelteinfluss der klassischen Zahlungsmöglichkeiten in den Niederlanden erhoben. 

Demnach wurden durch Bargeldzahlungen im Jahr 2015 rund 17.000 Tonnen CO2 ausgestoßen, durch Kartenzahlungen lediglich 12.000 Tonnen. Diese Differenz ergibt sich maßgeblich durch den Transport der für die Banknoten benötigten Baumwolle, da diese durchschnittlich eine Distanz von fast 10.000 km bis zur Produktion in Frankreich zurücklegte. 

Der Umschwung von Bargeldzahlung zur Kartenzahlung, kann somit bereits die CO2 Bilanz verbessern. Durch ergänzende Methoden wie die Zahlung per Smartphone, wird dieser Effekt zusätzlich verstärkt, da Produktionsressourcen für die Karten eingespart werden. Einen Schritt weiter gehen digitale Währungen wie der Bitcoin. Hier wird keine Transferleistung zur digitalen Übersetzung benötigt.

 

 

Bitcoin ist eine virtuelle Währung, welche im Finanzsektor auch als BTC bezeichnet wird. Entwickelt von einer Person oder Gruppe unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ist sie seit 2009 auf den Markt und damit nicht nur die erste, sondern inzwischen die größte Währung ihrer Art. Bitcoins sind immer digital und unterliegen keinen staatlichen Regulierungen oder dritten Instanzen.

Durch eine fehlende Instanz, wie es bei den uns bekannten Geldscheinen die Notenbank darstellt, braucht es auch eine neuartige Methode, um digitale Währungen herzustellen. Dazu schließen sich viele Rechner in einem Netzwerk zusammen und errechnen komplexe mathematische Aufgaben. Diesen Prozess nennt man Mining, also das Generieren neuer Coins einer Währung. Die Bestätigung einer Transaktion funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip. Um eine digitale Transaktion durchzuführen, benötigt jeder Teilnehmer eine Netzwerkadresse. Vereinfacht dargestellt, ist jeder Besitzer eines Bitcoins zugleich Besitzer aller Transaktionen, die mit ihm getätigt wurden, da in ihm alle Transaktionen vermerkt sind. Somit hat jeder Anwender eine Kopie aller Transaktionen auf seinem Rechner. Es entfällt eine zentrale Stelle, die Daten speichert, Anwender und Identitäten verifiziert oder Transaktionen prüft und freigibt.  

 

 

 

Um diese Technologie bereitstellen zu können, wird tagtäglich eine enorme Menge an Rechenleistung benötigt, die von riesigen Serverfarmen zur Verfügung gestellt wird. Diese Bereitstellung benötigt nach Schätzungen rund 14,84 Gigawatt pro Tag. Mit dem verbrauchten Strom könnte man in Deutschland über 1,6 Millionen Haushalte pro Tag mit Strom versorgen. Die doppelte Anzahl an Haushalten im Vergleich zu München.  

Der geschätzte durchschnittliche Stromverbrauch von Bitcoins liegt jährlich, laut Wissenschaftlern der Universität Cambridge, bei über 130.000 Gigawattstunden. Das ist weit mehr, als die gesamten Niederlande benötigen. Um diesen Stromverbrauch zu decken, werden vor allem fossile Brennstoffe genutzt.

Aber auch die Transaktionskosten mit Bitcoin wirken sich negativ auf die Umweltbilanz aus. So berichtete die University of Hawaii darüber, dass mit jeder Transaktion auch 135 Gramm Elektroschrott produziert werden. Dieser Elektroschrott entsteht vor allem bei dem Mining, aber auch bei der weiteren Bereitstellung des Bitcoin Netzwerks.  

Sind digitale Währungen also eine ökologisch sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Währungen? Aktuell kann eigentlich nur von einer Verlagerung der weltweiten Probleme mit Abfall, Strom und der damit einhergehenden Umweltschädigung gesprochen werden. Durch die Digitalisierung von Währungen reduzieren sich zwar Abfälle und Transporte, jedoch verschlechtern Bitcoins ihre ökologische Bilanz durch den notwendigen Stromverbrauch. Gelingt es jedoch international auf erneuerbare Energien zuverlässig umzusteigen, sind digitale Währungen eine ernstzunehmende Alternative.  

Ein Artikel von

Thorben Frahm
Maximilian West
Ben Hecker
Lukas Goseling