Zwischen Tüll und Mundschutz
Freudentränen laufen der Braut über das Gesicht. Ihr Bräutigam hält ihre Hand, beide sehen in diesem besonderen Moment nur den anderen. Was wie eine Metapher klingt, ist im Corona-Jahr tatsächlich Realität. Denn aufgrund der Pandemie konnten seit März 2020 kaum Hochzeiten stattfinden, und wenn, dann nur unter vielen Auflagen und mit wenigen Gästen.
Überlebenskampf in der Branche
Ein Problem, nicht nur für die Paare. Die gesamte Hochzeitsbranche kämpft seit Anfang des Jahres um das Überleben. Die vielen Absagen und die strengen Maßnahmen setzen dem Geschäft schwer zu. „Ich habe dieses Jahr nur drei, statt 16 Hochzeiten, weil alles verschoben oder sogar abgesagt wurde“, sagt Hochzeitsplanerin Nora Gabriel. Für die Münchnerin bedeuten die Corona bedingten Probleme, Neuorganisation, Mehrarbeit und Verdienstausfälle. Der fast dreimonatige Lockdown in Bayern hätte sie in ihrer Selbstständigkeit zurückgeworfen. Und auch das Finden neuer Termine mit ihren Dienstleistern, gestalte sich als schwierig, da es besonders die Selbstständigen hart getroffen hätte. Gabriel steht auch mit der Miete im Rückstand – trotz der erhaltenen Soforthilfe von knapp 5000 Euro. Zwar sei sie aufgrund ihrer Rücklagen bisher halbwegs gut durch die Corona-Zeit gekommen, länger dürfe es sich aber nicht mehr ziehen.
Hygienemaßnahmen – Was ist richtig und was falsch?
Obwohl Mecklenburg- Vorpommern die geringsten Corona-Infektionen hat, musste Melanie Schmidt vom Brautmodeladen „Bridestories“ nur fünf Monate nach ihrer Geschäftseröffnung, schon wieder schließen. „Über 70 Prozent des Umsatzes sind uns weggebrochen“, sagt die Rostockerin. Glück im Unglück: die Hauptsaison für Brautmode ist zu dieser Zeit bereits zu Ende. Dadurch kann sie sich finanziell über Wasser halten. „Die Hygienevorschriften werden von der Regierung ständig geändert, wir versuchen alles einzuhalten, doch keiner weiß so recht was richtig oder falsch ist!“ Zu helfen weiß sie sich aber trotzdem: die Angehörigen und Freunde der Braut sorgen nun für den richtigen Sitz des Kleides. Nur wenn es gar nicht anders geht, unterstützt Schmidt bei der Anprobe. Dann aber ausgestattet mit Schutzhandschuhen und reichlich Desinfektionsmittel.
Mund- und Nasenschutz gehören nun auch zur Ausrüstung von Hochzeitsfotograf Christoph von Gülich. Normalerweise ist es seine Aufgabe, lachende Gesichter, herzliche Umarmungen und verliebte Blicke zu fotografieren. Durch die Maskenpflicht und die Abstandsregelungen bekommt er genau dies aber immer seltener vor die Linse. Nur ein bis zwei Hochzeiten könne er pro Monat begleiten, vor Corona seien es dreimal so viele gewesen. „Von den vielleicht 80 Prozent der abgesagten Hochzeiten wurde aber ein Großteil auf nächstes Jahr verschoben“, so der Fotograf. Zwar fotografiere er nur nebenberuflich, aber auch hier hätte finanziell zurückstecke müssen. Bei den wenigen Trauungen, die stattfinden, halte er sich an die Hygienevorschriften.
Etwas Positives hätte das Ganze aber: Die kleinen Zeremonien seien so viel persönlicher und könnten so noch intensiver erlebt werden. Dennoch, und darüber sind sich in der Branche alle einig: Einen zweiten Lockdown, der womöglich länger dauert und stärkere Einschränkungen mit sich bringt, könnte das endgültige Aus für viele Dienstleister sein.
Etwas Positives hätte das Ganze aber: Die kleinen Zeremonien seien so viel persönlicher und könnten so noch intensiver erlebt werden. Dennoch, und darüber sind sich in der Branche alle einig:
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