Gesellschaft

Tiny House: Eintagsfliege oder Zukunftsvision?

Damian Davidis
Judith Oesker
Lesezeit 10 Minuten
Ein Tiny Haus, im Sonnenaufgang
Der Morgen danach im Tiny House
Credit: Nicolas Enders
Leben auf kleinstem Raum: spartanisch eingerichtete Häuser, umweltfreundlich und möglichst kostenreduziert - das ist der Grundgedanke der so genannten "Tiny House Bewegung".
Lesezeit 10 Minuten

Gegründet im Jahr 1999 in den USA von Jay Shafer breitet sich dieser Trend jetzt auch in Deutschland aus – Grund genug, einen genaueren Blick auf die kleinen vier Wände zu werfen.

Die Winzighäuser sind zwischen acht und 55 Quadratmeter groß und beherbergen alles Nötige, was man zum Leben braucht. Die Entstehung dieser Lebensweise auf kleinstem Raum begann während der Wirtschaftskrise. Damals zogen viele Amerikaner aus der Not heraus in solche Kleinsthäuser, da ihnen das Geld knapp wurde. So mussten sie ihren Lebensraum und die damit verbundenen Kosten möglichst geringhalten.

Längst ist das Konzept der “Tiny Houses” auch in Deutschland angekommen. Doch wer könnte sich tatsächlich vorstellen, dauerhaft auf kleinstem Wohnraum zu leben? Was macht diesen Lebensstil attraktiv und was schreckt mögliche Interessenten von diesem gelebten Minimalismus ab?

Meinungsbild der Gesellschaft

Um zu sehen, was die Allgemeinheit von diesem Trend hält, haben wir kurzerhand eine Umfrage zu Tiny Houses gestartet. Dabei haben wir Personen aller Alters- und Bildungsschichten zu ihrem Wissen und ihrer Einstellung gegenüber Winzighäusern befragt. An der Onlineumfrage nahmen 237 Personen teil. Sie ist ein Meinungsbild, aber nicht repräsentativ.

Wer sich für die Zusammensetzung der Teilnehmenden nach Alter, Geschlecht und Bildung interessiert, findet dazu weitere Informationen am Ende des Beitrages. Über das Inhaltsverzeichnis springt man mit einem Klick dorthin. Oder auch zu unserer Analyse: Was kostet so ein Haus in Bayern eigentlich?

Tatsächlich zeigt sich in unserer Umfrage, dass der Begriff Tiny House auch in Deutschland schon geläufig ist. 82,3 % der Befragten wissen, was man unter einem Tiny House versteht. Doch anders als der Begriff ist das Winzighaus selbst noch nicht vollständig in der deutschen Gesellschaft angekommen. Nur 3% unserer Befragten besitzen selbst eine solche Trendimmobilie, doch knapp die Hälfte hat sich schon mal eine angesehen. Grundsätzlich ist also das Interesse da. 

Wie es Trends so an sich haben, sind sie meist nur sehr kurzlebig. Ob die Tiny Houses auch nur eine solche Eintagsfliege sind oder ob sie wirklich Zukunftspotential haben, sehen unsere Befragten wie folgt:

Der Großteil kann sich für die Kleinsthäuser hauptsächlich als Urlaubsunterkunft oder als Übergangslösung begeistern. Einen alternativen Hauptwohnsitz sehen circa ein Fünftel der Befragten in den Trendhäusern. Rund ein Viertel der Befragten konnte überhaupt nichts mit Tiny Houses anfangen.

 

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Welche Gründe sprechen für unsere Befragten dagegen, ganz in einem Tiny House zu wohnen? Was begeistert die Menschen an diesem Konzept vielleicht aber auch?

Wir haben uns für ein Selbstexperiment in ein Tiny House begeben, um diesem Trend auf den Grund zu gehen. Dazu haben wir zwei Tage in einem Tiny House verbracht und dieses auf Herz und Nieren getestet. Unter anderem sind wir bei unserem Aufenthalt auf Problematiken eingegangen, welche unsere Befragten als bedenklich empfanden. Es kamen vor allem immer wieder die Argumente Platzmangel, nicht familientauglich und mangelnde Privatsphäre auf.

 

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Neben den von uns vorgegebenen Antwortmöglichkeiten bemerkten die Befragten oft an, dass bei zwei oder mehr Bewohnern kein Rückzugsraum gegeben sei. Ebenso bestehe kaum Möglichkeit für persönliche Entfaltung, also Hobbies. Ob diese Einschätzungen zutreffen, sollten wir zu einem späteren Zeitpunkt selbst herausfinden. Ein weiterer interessanter Aspekt, der uns selbst erst nicht wichtig schien: Architektur. So passten die meisten Tiny Houses optisch nicht in die Ortsbilder und stächen heraus wie eine bunte Kuh.

Aber auch ergänzende positive Meinungen zu Tiny Houses erreichten uns. Ein wiederkehrender Punkt war das Stichwort „Mobilität“. So können sich viele Befragte gut vorstellen, dass ein Wechsel des Wohnortes durch eventuelles Versetzen des Tiny Houses möglich sei. Ein Teilnehmer ging sogar soweit, das Leben in diesen vier Wänden als „permanentes Urlaubsfeeling“ zu beschreiben.

 „Im Sommer stelle ich mir das sogar richtig romantisch vor, wenn die Übergänge zwischen drinnen und draußen fließend sind. Toll für Leute, die nicht so viel Geld haben und sich trotzdem etwas eigenes zum Wohnen leisten können“

Weiterhin sind sich viele sicher: Winzighäuser helfen beim Sparen. „Ich habe weniger Platz zur Verfügung, also kaufe ich auch weniger.“

 

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Zu zweit auf kleinstem Raum

An einem Freitagnachmittag haben wir uns auf den Weg gemacht, um selbst diese kleinen vier Wände zu testen. Nach der Ankunft haben wir das Tiny House erkundet, um herauszufinden, was es alles zu bieten hat. Tatsächlich kam es uns auf den ersten Blick sehr klein vor und wir waren uns nicht sicher, ob wir alle unsere Sachen und das Gepäck verstaut bekommen würden. 

Doch anders als gedacht bot das Winzighaus erstaunlich viele Möglichkeiten, unser Hab und Gut unterzubringen. So wurden beispielsweise unter dem Bett große Schubläden verbaut und auch in den Sitzhockern befand sich Platz zum Aufbewahren. Zudem bekamen einige Einrichtungsgegenstände im Tiny Haus eine Doppelfunktion, beispielsweise fungierten die Sitzhocker zusammen mit dem Tisch nach einem kurzen Umbau ebenfalls als Sitzbank oder Einzelbett.

Nach dem Auspacken unserer Sachen haben wir bei einem Stück Kuchen die Sonnenstrahlen auf der Terrasse des Hauses genossen. Dabei ist uns aufgefallen, dass gerade im Sommer ein großzügiger und gut geplanter Außenbereich den eher kleinen Innenraum des Tiny House gut ausgleichen kann.

Bild
Ein Tiny Haus, mit seiner vorgelagerten Terrasse im Sonnenlicht
Klein aber fein: Unsere Unterkunft für die Nacht.
Credit: Nicolas Enders

Die Frage, ob es in den vier Wänden genügend Platz gibt, um seinen Hobbies nachzugehen, sehen die meisten der Befragten eher kritisch. Wir haben diese Bedenken mit einer Aktivität getestet, bei dem durchaus etwas mehr Freiraum gebraucht wird; und zwar Sport. Unser Fazit hier: “eher schwierig”. Kleine Übungen wie Sit-Ups, Liegestütze oder Squats sind durchaus möglich, jedoch nur allein. Für Partnertraining wird es schon zu eng. Auch Workouts, die mehr Bewegungsspielraum benötigen, sind auf diesem engen Raum eher schlecht möglich.

Als weiteren Kritikpunkt eines Winzighauses nannten einige der Befragten den Platzmangel für alltägliche Dinge: Kochen zum Beispiel. Wir haben das Tiny Haus auch hinsichtlich dessen auf die Probe gestellt. Dazu haben wir uns ein etwas aufwändigeres Gericht ausgesucht. Denn Nudeln mit Pesto oder eine Tiefkühlpizza sind auch auf kleinstem Raum nicht wirklich schwer zu kreieren. Selbstgemachte Burger sollten es werden, denn dafür braucht man mehrere Arbeitsschritte und auch die Arbeitsoberfläche darf nicht zu klein sein. Gekocht haben wir zu zweit.

Hier ist uns als erstes aufgefallen, dass man schlecht bis gar nicht zu zweit an der Arbeitsfläche arbeiten kann. Ausweichmöglichkeiten bieten Flächen wie beispielsweise der Tisch oder für Wagemutige ein Frühstücksbrett im Bett. Ansonsten hat die Küche alles geboten, was man für ein etwas aufwendigeres Gericht braucht. Auch im Kühlschrank konnte man locker Zutaten für zwei bis drei Personen unterbringen. Der Herd war für zwei Pfannen beziehungsweise Töpfe groß genug. Der einzige Kritikpunkt ist die Belüftung, denn die Kochdämpfe vernebelten den kleinen Raum sehr schnell. Nur durch vollständiges Öffnen der Fenster und der Eingangstür konnte der Qualm und vor allem der Geruch entweichen, ansonsten wurde es unangenehm, da durch die Raumaufteilung alles nach Essen roch.

Um zu zweit zu essen bot der Esstisch genügend Platz. Durch den Minimalismus der Küche musste im Nachhinein weniger sauber gemacht werden, was deutlich Zeit gespart hat. Ein, zweimal über die Arbeitsfläche gewischt, und schon war geputzt.

Wäre es denn jetzt auch möglich, Gäste zu empfangen? Im Sommer halten wir das gut für möglich, da hier problemlos in den Außenbereich ausgewichen werden kann. Im Winter ist jedoch nach ein bis zwei Gästen Schluss. Dadurch, dass die Sitzmöglichkeiten begrenzt sind und auch der Esstisch nicht gerade groß ist, wäre es in unserem Versuchshaus höchstens möglich gewesen, zu viert den Abend zu verbringen.

Die Nacht verbrachte sich im Tiny House wie in jedem normalen Bett – insofern man sonst auch auf einem zweckentfremdeten Tisch schläft.

Der Morgen auf engem Raum gestaltete sich erstaunlicherweise sehr normal. Das Bad bietet im Verhältnis zu der restlichen Unterkunft sehr viel Platz. Auch während einer herkömmlichen Morgenroutine konnten wir feststellen, dass man sich hier definitiv nicht einschränken muss. Die Dusche war geräumig und auch Ablageflächen für Schmink- und Hygieneutensilien gab es reichlich. Zudem hat das kleine Bad den gleichen Vorteil wie die kleine Küche - der Zeitaufwand für das Putzen war hier wieder sehr gering.

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Alles in allem sind wir zu dem Schluss gekommen, dass für uns ein Tiny House nur als Ferienunterkunft in Frage kommen würde. Der Stauraum ist sehr geräumig. Auch Menschen mit mehr Habseligkeiten würden alles durch die Doppelfunktion von Möbeln auf kleinstem Raum unter bekommen. 

Jedoch ist man gerade im Winter in solch einem Winzighaus sehr isoliert und “eingesperrt”, da in der kalten Jahreszeit wenig Ausweichmöglichkeiten ins Freie vorhanden sind.

Das Tiny Haus bietet aber auch einige Vorteile. Wie bereits angesprochen ist der Zeitaufwand zum Reinigen dieser vier Wände äußerst gering. Ebenfalls ist das Kochen in einem Tiny House genauso gut möglich wie in einer herkömmlichen Wohnung. Vorteilhaft ist auch, dass man Winzighäuser sehr schnell Heizen beziehungsweise auch Lüften kann. Man braucht also nicht viel Energie, um es im Winter schön warm zu haben.

Schlussendlich konnten wir keine gravierenden Einschränkungen feststellen, manchmal muss man lediglich etwas kreativ werden.

Für uns hat sich das Tiny House als kurzzeitige Unterkunft definitiv bewährt. Ob das Potential des kleinen Eigenheims für alle geeignet ist, bleibt fraglich. Es kommt sicherlich auf die Einstellung und Kreativität der Bewohner an.

Bild
Ein Tiny House im Grünen mit der Frage: Tiny House = Tiny Geldbeutel?
Ein Tiny House im idyllischen Grünen, direkt im Münchner Vorort Pullach.
Credit: Jonas Bischofberger, Tiny PopUp Pullach

Neugierig geworden?

Wenn ihr wissen wollt, was so ein Tiny House eigentlich im Schnitt kostet, dann schaut doch mal hier vorbei.

Ein Artikel von

Damian Davidis
Judith Oesker

Unser Umfragepanel

Unser Umfragepanel verzeichnet einen Überschuss an weiblichen Teilnehmenden im Vergleich zum deutschen Durchschnitt.

35 Prozent der Befragten waren Personen mit Hochschulabschlüssen. In Deutschland liegt der Anteil bei etwa 18,5 Prozent.

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